Anlagen-Kolumne

Die Probleme der Weltwirtschaft sind nicht gelöst

Von den vordergründig guten Ergebnissen an den Börsen darf man sich nicht täuschen lassen: Nach wie vor bestimmt Skepsis das Verhalten vieler Marktteilnehmer.

Von Jens Ehrhardt Veröffentlicht:

Pessimisten bezeichnen derzeit vor allem China als Blasenmarkt und ziehen Vergleiche zum amerikanischen Immobilienmarkt. Dabei muss man sich aber vor Augen halten, dass die chinesischen Zinsen im Gegensatz zu den amerikanischen sehr hoch sind und schon von dieser Seite keine Überhitzung vorliegt. Beleihungen von Immobilen mit 100 Prozent oder mehr, wie früher in den USA, hat es in China nie gegeben. In der Regel werden in China von den Banken 30 Prozent Eigenkapital gefordert. Immobilen werden in der Volksrepublik häufig zu großen Teilen mit Bargeld bezahlt, womit sich der Markt auch in diesem Punkt von den USA unterscheidet.

Wenn man in den Wertentwicklungsstatistiken die insgesamt guten Ergebnisse der internationalen Aktienindizes sieht, darf man nicht vergessen, dass es 2009 keinesfalls einen durchgehenden Aufwärtstrend an den Aktienmärkten gab. Zunächst knüpfte das Börsenjahr 2009 mit hohen Kursrückschlägen bis in den März hinein nahtlos an das von Extremverlusten geprägte Jahr 2008 an. Erst danach setzte eine überfällige Gegenbewegung nach oben ein, die jedoch in ihrer Ausprägung höchst unterschiedlich war.

Vergleichsweise wenig spektakulär verlief die Entwicklung an den etablierten Industriemärkten. Die Zuwächse bewegten sich überwiegend im Bereich zwischen zehn und 20 Prozent. Zweifellos hat in diesen Regionen eine volkswirtschaftliche Stabilisierung eingesetzt. Wenn man sich jedoch die extremen geldpolitischen (niedrige Zinsen, hohe Liquiditätsversorgung) und fiskalpolitischen (staatliche Ausgabenprogramme) Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur vor Augen führt, handelt es sich bisher keinesfalls um einen selbsttragenden Aufschwung. Das Nachfrageverhalten von privaten Haushalten und Unternehmen ist unverändert von hoher Skepsis und Zurückhaltung geprägt.

Ein deutlich gesünderes und höheres volkswirtschaftliches Wachstum weisen dagegen die meisten Schwellenländer auf. Im Rückblick ist ihnen die Abkoppelung von den volks- und finanzwirtschaftlichen Problemen der Industriestaaten zumindest zu erheblichen Teilen doch gelungen.

Insofern waren 2009 die Zuwächse von 50 bis teilweise über 100 Prozent an diesen Börsenplätzen als Gegenbewegung zu den hohen Einbrüchen im vergangenen Jahr nur folgerichtig. Trotz dieser sehr guten Ergebnisse müssten sich Börsen wie beispielsweise China noch verdoppeln, um an die Hochs aus dem Jahr 2007 heranzukommen.

Auch die Rückschläge der vergangenen Tage in dem Segment ändern nichts daran, dass 2009 ein Jahr des Goldes war. Das Metall legte nach der guten Entwicklung 2008 im laufenden Jahr nochmal um rund 25 Prozent und damit mehr als die Aktienindizes der meisten Industrieländer zu. Dabei ist es keinesfalls selbstverständlich, dass sich Aktien und Gold, was die Kursentwicklung betrifft, wie 2009 in die gleiche Richtung bewegen. Hier kommt vor allem die Sorge zahlreicher Marktteilnehmer zum Ausdruck, dass mit den internationalen Verschuldungsproblemen das Kernproblem der Weltwirtschaft keinesfalls gelöst wurde.

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