Roche Deutschland

Drei neue Wirkstoffe in den Startlöchern

Die deutschen Roche- Gesellschaften haben 2016 einschließlich konzerninterner Verkäufe erstmals über sechs Milliarden Euro erlöst. 2017 stehen etliche Neueinführungen an – aber auch Biosimilarkonkurrenz für das umsatzstarke Krebsmittel Rituximab.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:

GRENZACH-WYHLEN. 2016 war laut Holding-Chef Dr. Hagen Pfundner "ein ausgesprochen erfolgreiches Jahr für Roche in Deutschland". Im Geschäft mit Dritten konnte der schweizer Antikörper-Spezialist deutlich über dem Markt zulegen. So verbesserten sich etwa die Einnahmen der Pharma-Sparte um fast neun Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Euro. Der GKV-Markt sei unterdessen nur um knapp vier Prozent gewachsen, so Pfundner bei einem Pressegespräch am Donnerstag. Ob die gute Entwicklung in 2017 anhält, ist ungewiss. Eine Prognose sei insofern schwierig, als die Intensität des bevorstehenden Biosimilar-Wettbewerbs für den Krebswirkstoff Rituximab (MabThera®) noch nicht abzusehen sei.

Roche in Deutschland 2016

Diagnostica: 545 Millionen Euro (+7,9%)

Diabetes Care: 303 Millionen Euro (-3,1%)

Konzernlieferungen: 3,67 Milliarden Euro (+14,4%)

Mitarbeiter: 15.908 (+523)

Investitionen: 703 Millionen Euro (+23,3%)

Ein erstes Rituximab-Similar (Truxima®) hat die EU-Kommission am 22. Februar zugelassen. Zulassungsinhaber ist der koreanische Hersteller Celltrion, Mundipharma hält die Vertriebsrechte für Deutschland. Zudem sind zwei weitere Zulassungsanträge für Rituximab-Nachbauten bei der europäischen Arzneimittelagentur EMA anhängig sowie drei Anträge für Biosimilars des Roche-Blockbusters Trastuzumab (Herceptin®). Kompensieren können wird Roche die Nachahmerkonkurrenz mittelfristig durch Innovationen. Wenigstens drei Neueinführungen stellt Pfunder für dieses Jahr in Aussicht:

- Bereits im Mai soll Alectinib (Alecensa®) gegen ALK-positiven nichtkleinzelligen Lungenkrebs in den hiesigen Markt kommen. Die europaweite Zulassung ist kürzlich erfolgt.

- Im 3. Quartal wird die Zulassung des Anti-CD20-Antikörpers Ocrelizumab (Ocrevus®) gegen sowohl schubförmige als auch primär progrediente MS erwartet. Für Letztere gebe es damit erstmals eine wirksame Therapieoption. Die Ausbietung in Deutschland werde unmittelbar nach Zulassung erfolgen, versichert Pfundner.

- Ebenfalls sofort nach Zulassung soll der Checkpointinhibitor Atezolizumab (Tecentriq®) in den Markt kommen. Roches aktuell größter Hoffnungsträger zur Krebs-Immuntherapie könnte im 2. Halbjahr zugelassen werden, ist Pfundner optimistisch. In den USA ist dieser erste Vertreter der Anti-PDL1-Antikörper bereits gegen fortgeschrittenes oder metastasierendes urotheliales Karzinom freigegeben.

Darüber hinaus will Roche – laut Pfundner in der zweiten Jahreshälfte – an seinem Standort im oberbayerischen Penzberg ein Labor für Tumoranalysen eröffnen. Betreiber ist die Tochterfirma Foundation Medicine (FMI). Durch die Leistungserbringung im Inland ließen sich die Genomanalysen des US-Unternehmens, an dem Roche mit 56,3 Prozent die Mehrheit hält, dann auch zu Lasten der GKV abrechnen, so Landesleiter Pfundner. Bislang hätte man diesen Service nur privat buchen können.

Das Besondere des FMI-Angebots bestehe darin, dass Tumorproben nicht nur auf über 300 Genmutationen hin untersucht, sondern entsprechend dem ermittelten Tumorprofil den Ärzten zusätzlich klinische Studiendaten und Behandlungsinformationen geliefert würden.

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