SEPA-Umstellung

EU will Aufschub gewähren

Die EU will die Frist für die SEPA-Umstellung kassieren. Unternehmen und Vereine haben sich nicht schnell genug vorbereitet. Um ein Zahlungschaos zu vermeiden, sollen sie mehr Zeit bekommen.

Von Friederike Marx und Harald Schmidt Veröffentlicht:

FRANKFURT/MAIN. Bundesbank und Bankenverbände haben es kommen sehen: Unternehmen und Vereine haben sich zu zögerlich auf das neue europäische Zahlungssystem SEPA mit den internationalen Kontonummern IBAN vorbereitet.

Jetzt zieht die EU die Notbremse: Die bisherigen Überweisungswege sollen noch sechs Monate länger funktionieren. Eigentlich sollten sie zum 1. Februar eingestellt werden. EU-Finanzminister und das Europaparlament müssen dem Vorschlag noch zustimmen.

Doch was bedeutet SEPA überhaupt?

Das Kürzel steht für Single Euro Payments Area - einen einheitlichen Zahlungsraum für Transaktionen in Euro. Dort werden Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen standardisiert und gleich abgewickelt - egal ob sie ins Inland oder über Grenzen gehen.

Zu SEPA gehören 33 Länder: Die 28 EU-Staaten sowie Island, Liechtenstein, Monaco, Norwegen und die Schweiz.

Warum gewährt die EU den Aufschub?

Unternehmen und Vereine, die sich nicht rechtzeitig vorbereitet haben, hätten ihre Zahlungen - etwa an Lieferanten oder Mitarbeiter - nicht mehr abwickeln können. Damit hätten Liquiditätsengpässe gedroht.

Nach einer Ende November veröffentlichten Umfrage der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) im Auftrag der Commerzbank können Mittelständler die Engpässe im Schnitt 37 Tage lang überbrücken - 14 Prozent sind aber schon nach 5 Tagen nicht mehr flüssig, weitere 19 Prozent nach 15 Tagen.

Wie weit ist die Umstellung in Deutschland?

Nach Angaben der Bundesbank erfolgte im November erst knapp jede dritte Überweisung im neuen SEPA-Datenformat. Noch schlechter sah es bei den Lastschriften aus, bei denen das deutsche Volumen fast die Hälfte des kompletten Euroraums ausmacht.

Von werktäglich 35 Millionen Lastschriften im Wert von 52 Milliarden Euro wurden im November demnach nur 10 Prozent mit SEPA abgewickelt. Aktuellere Daten liegen derzeit nicht vor.

Wie ist der Stand in Europa?

"Im ganzen Euroraum haben Betroffene ihre Zahlungssysteme erfolgreich umgestellt", erklärte die Europäische Zentralbank am Donnerstag. Die jüngsten Informationen der nationalen Behörden zeigten, dass die Umstellung in hoher und steigender Geschwindigkeit erfolge.

Allerdings sind einige Staaten nach Angaben der EU-Kommission bei der Umstellung weiter fortgeschritten als andere. Vor allem Finnland, Luxemburg, Slowenien und die Slowakei waren dem zweiten SEPA-Bericht der EZB vom Herbst zufolge gut vorangekommen.

In kleineren Ländern sei die Umstellung allerdings auch weniger komplex als in größeren, gaben die Währungshüter zu bedenken.

Was bedeutet SEPA für Verbraucher ?

Verbraucher können die alte Kontonummer und Bankleitzahl ohnehin bis zum 1. Februar 2016 noch nutzen. Daueraufträge werden von Banken automatisch umgestellt. Einzugsermächtigungen zum Beispiel von Energieversorgern oder Vereinen behalten ihre Gültigkeit.

Verbraucher werden von ihnen über die Umstellung auf SEPALastschrift informiert.

Welche Vorteile hat das neue System?

Eine Überweisung ins europäische Ausland soll beim SEPA-Verfahren schneller gehen und nur noch einen Bankgeschäftstag dauern. Derzeit kann es bei Auslandstransfers bis zu einer Woche sein.

Auslandsüberweisungen sollen außerdem nicht mehr teurer sein als Geldtransfers im Inland. SEPA-Überweisungen sind allerdings nur in Euro möglich. Bei anderen Währungen muss der Bankkunde eine Auslandsüberweisung vornehmen. (dpa)

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