BDI-Studie
Gesundheitsindustrie trotzt Wirtschaftskrise
Die Healthcare-Branche ist laut einer Studie des Bundesverbands der Deutschen Industrie für den Wirtschaftsstandort Deutschland von enormer Bedeutung. Auch Wirtschaftsminister Philipp Rösler ist voll des Lobes - und fordert Veränderungen im Gesundheitssystem.
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Wirtschaftsminister Philipp Rösler bescheinigt der Gesundheitswirtschaft enormes Wachstumspotenzial.
© Stephanie Pilick / dpa
BERLIN (wul). Von 2005 bis 2010 stieg die Bruttowertschöpfung von sieben der größten Healthcare-Unternehmen, darunter Bayer HealthCare, Boehringer Ingelheim, Merck KGaA und Sanofi-Aventis, um fast 40 Prozent und damit dreimal so stark wie in der deutschen Gesamtwirtschaft.
Das ist eine Erkenntnis der neuen Studie, die der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) am Donnerstag in Berlin präsentierte.
"Die industrielle Gesundheitswirtschaft und ihre Produkte werden häufig einseitig als Kostenfaktor wahrgenommen. Die mit der neuen Studie vorgelegten Zahlen belegen jedoch die Stärke der Branche", sagte BDI-Präsident Hans-Peter Keitel.
Branche zeigt sich krisenresistent
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) lobte die Krisenresistenz der Gesundheitswirtschaft: "Wie die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, bleiben die Arbeitsplätze, die in dieser Branche entstehen, erhalten und sind konjunkturunabhängig."
Auch die BDI-Studie zeigt, wie gut sich die Gesundheitsindustrie in der Krise geschlagen hat. Danach ist die Bruttowertschöpfung der gesamten deutschen Wirtschaft im Jahr 2009 um mehr als fünf Prozent, die des verarbeitenden Gewerbes sogar um über 22 Prozent eingebrochen.
Die sieben untersuchten Unternehmen konnten dagegen die Bruttowertschöpfung weitgehend konstant halten und "wirkten als Stabilitätsanker für den Wirtschaftsstandort Deutschland", heißt es in der Studie.
Neben ausgezeichneter Krisenresistenz bescheinigte Rösler der Branche enormes Wachstums- und Innovationspotenzial. Dabei hat sie aber nach Ansicht des Wirtschaftsministers das Grundproblem, dass der Gesundheitsmarkt sehr stark reguliert und so für neue Produkte und Innovationen nur schwer zugänglich ist.
Damit der Gesundheitsmarkt in Zukunft innovationsfreundlicher wird, sei eine Änderung der Strukturen im Gesundheitssystem unumgänglich.
Steuerliche Förderung von Forschung gefordert
Trotz der von Rösler kritisierten Überregulierung bewegen sich laut der BDI-Studie Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen der Gesundheitswirtschaft auf Spitzenniveau. Bezogen auf den Umsatz investierten die untersuchten Unternehmen im Jahr 2009 9,1 Prozent in Forschung und Entwicklung.
"Damit liegen sie fast gleichauf mit der forschungsintensiven Luft- und Raumfahrt mit 9,7 Prozent", sagte Dennis A. Ostwald, Geschäftsführer des WifOR-Instituts für Wirtschaftsforschung, das die Studie mit der TU Berlin durchgeführt hat.
Damit es auch in der Zukunft so bleibt, forderte Heinz Riederer, Geschäftsführer Medizin und Gesundheitspolitik bei der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH und Vorstand im BDI-Ausschuss für Gesundheitswirtschaft, steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung einzuführen und die Kriterien für Nutzenbewertung realistischer zu wählen.