Fluchtgefahr

Göttinger Transplantationsmediziner bleibt in U-Haft

Das Landgericht Braunschweig hat die Haftbeschwerde des Göttinger Transplantationsmediziners Aiman O. abgelehnt. Die Richter sehen einen dringenden Tatverdacht. Ihm wird im Skandal um manipulierte Wartelisten für Leberspenden versuchter Totschlag in neun Fällen vorgeworfen.

Veröffentlicht:
Wegen Fluchtgefahr muss Aiman O. hinter Gittern bleiben.

Wegen Fluchtgefahr muss Aiman O. hinter Gittern bleiben.

© Liv Friis-larsen / fotolia.com

GÖTTINGEN. Der ehemalige Leiter der Transplantationschirurgie am Göttinger Universitätsklinikum, Aiman O., muss weiter in Untersuchungshaft bleiben.

Das Landgericht Braunschweig hat am Montag die Beschwerde des Mediziners gegen den Haftbefehl des Amtsgerichts Braunschweig zurückgewiesen.

Der 45-Jährige war am 11. Januar an seinem Wohnort in Göttingen festgenommen worden. Die Kammer bejahe den dringenden Tatverdacht für versuchten Totschlag in neun Fällen, teilte ein Gerichtssprecher mit.

Nach Angaben des Gerichts soll der Chirurg vorsätzlich veranlasst haben, dass seine Patienten unzutreffend als dialysepflichtig an die zentrale Vergabestelle von Spenderorganen "Eurotransplant" gemeldet wurden.

Als Folge hätten andere Patienten länger auf eine Transplantation warten müssen. Die Kammer sehe dringende Verdachtsmomente, dass der Mediziner den Tod dieser anderen Patienten in Kauf genommen habe, da er aufgrund seiner Fachkenntnisse um die hohe Sterbewahrscheinlichkeit der am oberen Ende der Warteliste stehenden Patienten gewusst habe.

Begründung: Fluchtgefahr

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte ihren Haftbefehlsantrag mit Fluchtgefahr begründet.

Es gebe Anhaltspunkte dafür, dass der Arzt seine berufliche Tätigkeit ins Ausland verlagern könnte. Das Landgericht sah ebenfalls "angesichts der Schwere der Tat" den Haftgrund der Fluchtgefahr.

Im Falle einer Verurteilung würde ihm eine Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren drohen.

In zwei weiteren Fällen, die von der Staatsanwaltschaft als schwere Körperverletzung beziehungsweise als Körperverletzung mit Todesfolge bewertet werden, verneinten die Richter den dringenden Tatverdacht. In diesen Fällen bestehe noch weiterer Aufklärungsbedarf.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Arzt vor, bei zwei Patienten eine Lebertransplantation vorgenommen zu haben, ohne dass eine entsprechende Indikation vorlag. Die betroffenen Patienten seien an den Folgen der Transplantation verstorben.

Der Transplantationsmediziner kann gegen den Beschluss des Landgerichts Beschwerde einlegen. Über diese hätte dann das Oberlandesgericht Braunschweig zu entscheiden. (pid)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Nachgefragt bei Kammern und KVen

Dass Behandlungen abgelehnt werden, kommt selten vor

Welchen Spielraum es gibt

Patienten rechtssicher ablehnen: So geht’s

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Pharmakokinetik von Rezafungin bei einer Dosierung von 400mg, gefolgt von 200mg einmal wöchentlich

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [10]

Invasive Candida-Infektionen

Modernes Echinocandin – optimierte Eigenschaften und klinische Vorteile

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Mundipharma Deutschland GmbH & Co. KG, Frankfurt/Main
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Roboter-assistiertes Operieren: von Pionieren lernen

© 2024 Intuitive Surgical Operations Inc.

Operationstechnik

Roboter-assistiertes Operieren: von Pionieren lernen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Intuitive Surgical Deutschland GmbH, Freiburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Nachgefragt bei Kammern und KVen

Dass Behandlungen abgelehnt werden, kommt selten vor

Zwei Phase-III-Studien gescheitert

Semaglutid wirkt nicht gegen Alzheimer

Lesetipps
Fünf Menschen im Wartezimmer.

© Tyler Olson / stock.adobe.com

Einteilung in fünf Gruppen

Diabetes: Risiken für Komorbiditäten vom Subtyp abhängig

Warnschild Grippewelle

© nmann77 / stock.adobe.com

ARE in Grafiken

RKI: Grippewelle deutet sich an