TK-Befragung

Jeder Dritte fürchtet sich vor Behandlungsfehlern in der Arztpraxis

Den Verdacht auf einen medizinischen Fehler meldet jeder Zweite nicht weiter, offenbart eine Bürgerbefragung der Techniker Krankenkasse. Gar jeder Vierte glaubt, selbst schon einen Behandlungsfehler erlitten zu haben. Die Kasse fordert nun ein Register.

Veröffentlicht:
Falsches Beim amputiert? Derart schwerwiegende Behandlungsfehler sollten aus Sicht der TK künftig in einem bundesweiten Register erfasst werden (Symbolbild).

Falsches Beim amputiert? Derart schwerwiegende Behandlungsfehler sollten aus Sicht der TK künftig in einem bundesweiten Register erfasst werden (Symbolbild).

© JUZO / OKAPIA KG, Germany / picture alliance (Symbolbild)

Hamburg. Mehr als jeder Vierte (27 Prozent) hält es für wahrscheinlich, dass Patientinnen und Patienten in Deutschland durch eine medizinische Behandlung im Krankenhaus zu Schaden kommen können.

Das geht aus dem aktuellen Monitor zur Patientensicherheit der Techniker Krankenkasse hervor. Für die repräsentative Studie hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der TK im Juni bundesweit 1000 Erwachsene befragt.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Demnach geht fast jeder Dritte (32 Prozent) zudem davon aus, dass Schäden auch in der Arztpraxis vor Ort passieren können. Jeder Vierte (27 Prozent) glaube, selbst schon einmal einen Behandlungsfehler erlitten zu haben, heißt es in einer aktuellen Mitteilung der TK.

Mehrheit schweigt

„Risiken und Behandlungsfehler haben offensichtlich eine viel größere Relevanz für Patientinnen und Patienten als offizielle Statistiken nahelegen“, sagt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der TK, Thomas Ballast.

Laut Monitor melde noch nicht einmal die Hälfte (40 Prozent) derjenigen, die einen Fehler vermuten, ihren Verdacht auch weiter. Die Mehrheit (57 Prozent) bleib mit ihren Zweifeln allein und schweigt.

Betroffene, die einen vermuteten Fehler weitermelden, sprächen den behandelnden Arzt oder das Krankenhaus (70 Prozent), andere Ärzte (60 Prozent) oder die Krankenkasse (21 Prozent) an. „Auffällig ist, dass sich nur ein Prozent der Betroffenen an Patientenberatungsstellen wendet“, heißt es in der Mitteilung.

Umgang mit schwerwiegenden Behandlungsfehlern

Ein weiterer Schwerpunkt des TK-Monitors ist der Umgang mit sehr seltenen, aber schwerwiegenden Behandlungsfehlern wie beispielsweise einer Operation der falschen Körperseite oder die Verwechslung eines Patienten oder einer Patientin.

Fachleute für Patientensicherheit sprächen bei diesen seltenen Ereignissen von „Never Events“, so die TK. Dabei kommen Patienten zu Schaden, obwohl die Fehler als nahezu vollständig vermeidbar gelten, weil entsprechende Präventionsmaßnahmen vorhanden sind und wirksam sein sollten.

Die TK fordert ein bundesweites Never Event-Register mit „verlässlicher Datenerhebung, verpflichtender Analyse und transparenter Darstellung der Ergebnisse“. Wie in der Luftfahrt oder im Schienenverkehr müsse es selbstverständlich sein, dass der Hergang und die Ursachen seltener, schwerwiegender Sicherheitsvorkommnisse standardmäßig untersucht werden. „Es geht darum, ähnliche Ereignisse in der Zukunft zu verhindern“, so Ballast.

Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Weit weg von WHO-Zielen

hkk-Daten zeigen laue HPV-Impfquoten

Staatliche Unabhängigkeit in Gefahr?

Diabetesgesellschaft und AWMF besorgt über ÄZQ-Aus

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen