KV Thüringen verabschiedet sich von RLV

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Für die Ärzte in Thüringen gilt ab dem dritten Quartal eine neue Honorarverteilung. 65 Prozent der Leistungen sollen fest vergütet werden.

Von Robert Büssow

WEIMAR. Abschied von den ungeliebten Regelleistungsvolumina: Ab dem dritten Quartal gilt für die niedergelassenen Ärzte in Thüringen eine neue Honorarverteilung. Damit nutzte die Vertreterversammlung auf ihrer jüngsten Sitzung den Spielraum des Versorgungsstrukturgesetzes, eine eigene Systematik zu entwickeln.

Bereits im Februar hatten die Delegierten in einer Klausurtagung die Rückkehr zu einem bis 2008 gültigen Modell verabredet. Demnach werden 65 Prozent der Leistungen mit einem festen Punktwert vergütet, der Rest mit einem fließenden Wert. Strittig war in der VV hingegen noch, auf welcher Basis dies erfolgen soll.

Mittelwert der Gesamtvergütung wird aus Quartalen III/2010 bis II/2011 gebildet

Zwei Modelle standen zur Wahl. Entschieden haben sich die Vertreter nun für das "Modell 2" genannte System, demzufolge ein Mittelwert der Gesamtvergütung aus den Quartalen III/2010 bis II/2011 gebildet wird - vermindert um mehrere Vorwegabzüge. Im Haus- und Facharztbereich werden anschließend einzelne Fachgruppenkontingente geschaffen.

Darüber hinaus wird mit einem Anpassungsfaktor die Arztzahlentwicklung innerhalb der Fachgruppe berücksichtigt. Die neue Honorarsystematik wurde nur mit knapper Mehrheit in der VV beschlossen.

Vor allem unter Fachärzten regte sich Unmut. "Das System ist nicht transparent, ich habe es nicht verstanden", sagte Neurologe Dirk Neubert. Es laufe wieder auf "Kampfabstimmungen" zwischen Haus- und Fachärzten hinaus, kritisierte der Urologe Ralf Karras.

Der zweite KV-Vorsitzende Thomas Schröter hatte zuvor vergeblich plädiert, die zwei zur Wahl gestellten Modelle zu einem "Konvergenzmodell" zu verschmelzen. "Beide haben Schwächen und Stärken, aber keins ist der große Wurf", so Schröter.

Nachjustierung möglich und Ausfallregelung für Honorarverluste

Die KV-Chefin und Allgemeinmedizinerin Regina Feldmann warnte vor zu viel Idealismus: "Es gibt keine gerechte, ideale Honorarverteilung." Auch die Simulation der neuen Verteilung wurde mit Skepsis quittiert.

Hauptgeschäftsführer Sven Auerswald betonte, dass eine Nachjustierung möglich sei, außerdem eine Ausfallregelung für Honorarverluste durch die Umstellung von mehr als 15 Prozent erfolgen soll.

Kritik erntete außerdem, dass der floatende Punktwert bei Haus- und Fachärzten höchst ungleich ausfallen wird. Da die Allgemeinmediziner derzeit viel Geld im Topf haben, dürften die 35 Prozent Leistungen deutlich besser vergütet werden als die Grundleistung, wohingegen sich die Vergütung bei den Fachärzten im Promillebereich bewegt.

Die auch von den Kassen befürchtete Folge: Die Fachärzte machen ihre Praxen dicht, wenn sie 65 Prozent erreicht haben, weil sich das Arbeiten darüber hinaus nicht mehr lohnt. Einstimmig beschloss die VV, den neuen HVM jährlich zu evaluieren.

Charmanter Nebeneffekt der RLV-Beseitigung: Der Streit mit den Kassen um die Überschüsse der Hausärzte hat ein Ende. Die Millionen können nun - nur noch im Vernehmen mit den Kassen - direkt in ihren Topf fließen.

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