Uni Kiel

Keim bei elf Toten nachgewiesen

Am Campus Kiel des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) sind laut Medienberichten mehrere Menschen nach einer Infektion mit gefährlichen multiresistenten Keimen gestorben.

Veröffentlicht:

KIEL. Die Zahl der Kieler Patienten, die positiv auf den gegen viele Antibiotika resistenten Keim Acinetobacter baumannii getestet wurden, ist höher als bislang angenommen.

Laut Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) wurden bis Sonntagvormittag mindestens 27 Patienten am Campus Kiel positiv getestet.

Bei elf Toten wurde der Keim nachgewiesen. Bei neun von ihnen konnte der Keim inzwischen als Todesursache ausgeschlossen werden.

Der Keim soll auf die gesperrte internistische Intensivstation begrenzt sein. Nicht ausgeschlossen wurde, dass sich die Zahl der infizierten Patienten in den kommenden Tagen noch erhöht.

Der Campus Kiel ist vorerst von der Aufnahme künstlich beatmeter internistischer Notfallpatienten abgemeldet. Weil die Isolierungsmaßnahmen die Intensivkapazitäten einschränken, kann es bei großen Operationen zu Verschiebungen kommen.

Überträger der Infektionen ist vermutlich ein am 11. Dezember verlegter Patient aus Schleswig-Holstein, der in der Türkei Urlaub gemacht hatte. Eine erste Phase von Übertragungen des Erregers bei drei Patienten war zunächst zu Jahresbeginn wieder abgeklungen.

Übertragung über die Luft

Die Übertragung des Erregers erfolgt durch Schmier- oder Kontaktinfektionen und über die Luft. Die Bakterien können außerhalb des menschlichen Körpers Trockenheit überstehen und lange überleben. Die Übertragungsfähigkeit wird als sehr hoch eingeschätzt.

Allerdings führt die Übertragung laut UKSH nur "relativ selten" zu schweren Infektionen, überwiegend bei schwerkranken Patienten auf Intensivstationen.

Vorherrschende Krankheitsbilder sind die nosokomiale Pneumonie, Harnwegsinfektionen, Wundinfektionen und Sepsis.

Nach Angaben des Universitätsklinikums wurde das Gesundheitsamt am 24. Dezember über die Infektionen informiert und die Häufung des Nachweises gemeldet. 

Für Diskussionsstoff in den Medien sorgt die Tatsache, dass der inzwischen verstorbene Türkei-Tourist bei der Aufnahme ins UKSH nicht auf Keime untersucht wurde.

Ein solches Screening sei nicht nötig gewesen, der Mann habe keine auffälligen Symptome gezeigt, hieß es.

Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz forderte in diesem Zusammenhang laut Medienberichten ein ähnliches Verfahren für die Aufnahme in Krankenhäuser wie in den Niederlanden.

Dort wird zunächst jeder Patient auf Keime getestet erst bei einem negativen Ergebnis von einer Isolierstation auf eine andere Station verlegt. Auch der Sparzwang am seit Jahren defizitär arbeitenden UKSH wurde in Medien im Zusammenhang mit den Keimen berichtet. (di)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 25.01.201519:56 Uhr

Nur keine Panik,

das mit dem "Hygienebeauftragten" sehe ich etwas anders, weil das normaler Teil JEDER ärztlichen Ausbildung ist. Wenn man das als "gesellschaftliche Bedrohung" einstuft, ist die Konsequenz nicht nur dieses Beitrags, die Fokussierung auf die Keimquellen außerhalb des Krankenhauses auch in Deutschland selbst (Landwirtschaft).

Dr. Thomas Georg Schätzler 25.01.201517:43 Uhr

Einschleusung multi-resistenter Keime

Auch hier gilt: "Überträger der Infektionen ist vermutlich ein am 11. Dezember aus dem Mittelmeerraum verlegter Patient". Also primär k e i n e schlampige Arbeit des medizinischen und technisch-logistischen Personals am Campus Kiel des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH). Vgl.
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/?sid=877363

Was ich immer wieder betont habe: Multiresistente Keime kommen nicht allein aus heiterem Himmel und werden ausschließlich von unsachgemäß hantierenden, "unhygienischen" Krankenhaus- und Praxismitarbeitern auf arglose Patienten übertragen. Sondern diese Keime müssen selbst ja auch irgendwo her kommen. Und sie werden offensichtlich zu einem relevanten Anteil von a u ß e n in Klinik und Praxisräume hineingetragen. Der englische Fachbegriff "communicable diseases" trifft den Sachverhalt: übertragbare Krankheiten, die durch interagierende, kommunizierende Personen übertragen werden.

"Colonization with extended-spectrum beta-lactamase-producing and carbapenemase-producing Enterobacteriaceae in international travelers returning to Germany" von C. Lübbert et al. (J Med Microbiol 2015; 305: 148) belegt, dass auch Fernreisende multiresistente Keime beherbergen können.

Außer Frage steht, dass wir für über 2000 Kliniken in Deutschland Hygienebeauftragte brauchen. Diese sollen keineswegs nur darüber wachen, dass Hände von Mitarbeitern, Patienten und Besuchern desinfiziert werden. Nein, vom Klinikparkplatz bis zum Schornstein müssen a l l e infektiologischen Belange der Krankenhaushygiene bei Patienten, Gebäude, Personal, Arbeitsabläufen und Logistik berücksichtigt werden. Aber das Einschleusen von multi-resistenten Keimen über Patienten, Angehörige und Besucher können sie nicht verhindern.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Lesetipps
Die Luftbelastung in Innenräumen mit Reinigungsprodukten betrifft jede Person. Sie beeinflusst unsere Lungenfunktion, und das lebenslang. Diese Gefahr wird unterschätzt. So die Meinung einer Pneumologin aus Italien.

© natali_mis / stock.adobe.com

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können