Gürtelrose

Sehr hoher Schutz vor Herpes zoster durch die Impfung

Jeder Dritte erkrankt im Laufe des Lebens an Gürtelrose. Bestimmte Grunderkrankungen erhöhen das Zoster-Risiko. Die Impfung schützt zu über 90 Prozent vor einer Gürtelrose. Sie ist Standard für alle ab 60.

Dr. Michael HubertVon Dr. Michael Hubert Veröffentlicht:
Blickdiagnose: klinisches Bild mit typischen Effloreszenzen bei Herpes zoster.

Blickdiagnose: klinisches Bild mit typischen Effloreszenzen bei Herpes zoster.

© Mumemories / Getty Images / iStock

Seit Herbst 2018 wird die Impfung gegen Herpes zoster empfohlen – und zwar als Standard-Impfung für alle ab 60 Jahren und als Indikationsimpfung für Personen ab 50 Jahren, deren Immunsystem durch Krankheit oder Behandlung geschwächt ist oder die Grunderkrankungen haben wie Diabetes, rheumatoide Arthritis, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, COPD und Asthma. Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) gilt für den rekombinanten Impfstoff gegen Herpes zoster.

Effektiver Zoster-Schutz in Zulassungsstudien

Die Zulassungsstudien ZOE-50 und ZOE-70 hatten Schutzraten vor Herpes zoster von deutlich über 90 Prozent mit dem rekombinanten Herpes-zoster-Impfstoff (Shingrix®) ergeben. Zur Erinnerung: Bei den 50- bis 59-Jährigen lag die Wirksamkeit bei knapp unter 97 Prozent, bei den 60- bis 69-Jährigen bei knapp über 97 Prozent. Selbst bei den über 80-Jährigen lag die Wirksamkeit der Vakzine bei etwas über 91 Prozent.

Hohe Schutzrate unter Real-World-Bedingungen

Dass die Schutzraten auch unter Real-World-Bedingungen erreicht werden, hat eine retrospektive Kohortenstudie belegt (Clinical Infectious Diseases, online 13. Februar 2021). Aus einer US-Datenbank ausgewertet wurden Daten von fast fünf Millionen Erwachsenen, von denen 3,6 Prozent die vorgesehenen zwei Dosen der Vakzine erhalten hatten. Es handelte sich um nicht immungeschwächte Personen im Alter, in dem der Impfstoff zum Studienzeitpunkt zugelassen war.

Das Ergebnis: Die Zoster-Inzidenz lag bei den Nicht-Geimpften bei 893 pro 100.000 Personenjahren, bei den Geimpften bei nur 259. Die Wirksamkeit des rekombinanten Zoster-Impfstoffs betrug insgesamt 85,5 Prozent, bei Personen im Alter von 50 bis 79 Jahren 86,8 Prozent. Bei Personen ab 80 lag die Wirksamkeit bei 80,3 Prozent, schreiben die Autoren im Abstract der Studie.

Anhaltender Schutz über langen Zeitraum

Dabei ist der Schutz vor Herpes zoster langanhaltend. Das zeigt eine Langzeitstudie, die die Zulassungsstudien ZOE-50 und ZOE-70 mit einem Beobachtungszeitraum von fünf Jahren fortführt. Insgesamt ist die Untersuchung auf einen Zeitraum von zwölf Jahren angelegt. Ein besonderes Augenmerk legt die Zwischenanalyse auf den Zeitraum nach Abschluss der Zulassungsstudie: Für die Jahre 5,1 bis 7,1 nach der Impfung belegt die Erhebung eine Wirksamkeit für den rekombinanten Zoster-Impfstoff von 84,0 Prozent (Clin Infect Dis, online 20. Juli 2021).

Mittlerweile liegen Daten weitere Daten vor: Über den Gesamt-Zeitraum von zehn Jahren lag die Wirksamkeit der Impfung bei 89 Prozent, im Zeitraum sechs bis zehn Jahre nach der vollständigen Impfung bei 82 Prozent (Strezova A et al.: Open Forum Infect Dis 2022; submitted)“.

Zur Info: Zugelassen ist der rekombinante, adjuvantierte Totimpfstoff gegen Herpes zoster (Shingrix®) für Personen ab 18 Jahren mit erhöhtem Risiko für eine HZ-Erkrankung sowie für alle Personen ab 50 Jahren.

Praxis-Tipp: Das Robert Koch-Institut bietet „kurz & knapp: Faktenblätter zum Impfen“ an. Das Faktenblatt zur Herpes-zoster-Impfung kann hier herunter geladen werden.

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