Aktuelle Rechtsprechung

Keine Altersgrenze für Familienversicherung

Eine Krankenkasse darf Kinder mit Behinderung nicht einfach aus der Familienversicherung der Eltern schmeißen. Auch wenn sie älter als 23 Jahre sind.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:

DORTMUND. Behinderte Kinder bleiben ohne Altersbegrenzung in der Krankenversicherung ihrer Eltern familienversichert, entschied das Sozialgericht (SG) Dortmund in einem nun veröffentlichten Urteil.

Das gilt laut der Richter zumindest dann, wenn die Kinder außer Stande sind, selbst für ihren Unterhalt aufzukommen. Wobei die konkreten Beschäftigungsmöglichkeiten des behinderten Menschen auf dem Allgemeinen Arbeitsmarkt zu berücksichtigen seien.

Im verhandelten Fall hatte eine gesetzliche Krankenkasse es abgelehnt, eine 27-jährige geistig behinderte Frau aus Hagen kostenfrei über ihren Vater mitzuversichern. Die Begründung: Die Frau sei über 23 Jahre alt und könne sich nunmehr selbst versorgen.

Die Richter am SG Dortmund sahen das anders und verurteilten die Krankenkasse dazu, die Familienversicherung ohne Altersbegrenzung gemäß Paragraf 10 Absatz 2 Nr. 4 SGB V durchzuführen.

Nach medizinischer Beweisaufnahme stehe fest, dass die Frau aufgrund ihrer seit Geburt bestehenden geistigen Behinderung eben nicht in der Lage sei, ihren Unterhalt selbst zu verdienen.

Für die Frau bestehe allenfalls die Chance auf eine gering qualifizierte Tätigkeit im Niedriglohnsektor, die eine Inanspruchnahme aufstockender Grundsicherungsleistungen erforderlich mache. Und damit genüge die Tätigkeit nicht dem Anspruch, sich selbst zu unterhalten.

Az.: S 39 KR 490/10

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Versicherungen

Was bei einer Arzthaftpflicht wichtig ist

Kooperation | In Kooperation mit: dem Finanzdienstleister MLP
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Lesetipps
Die Luftbelastung in Innenräumen mit Reinigungsprodukten betrifft jede Person. Sie beeinflusst unsere Lungenfunktion, und das lebenslang. Diese Gefahr wird unterschätzt. So die Meinung einer Pneumologin aus Italien.

© natali_mis / stock.adobe.com

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können