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Mediziner warnen vor Internettrend der Cortisol-Entgiftung

Influencer werben im Netz neuerdings für „Cortisol-Detox“: Eine Schwächung des Stresshormons sei etwa gut gegen Bauchfett. Mediziner warnen, das Stresshormon Cortisol sei lebenswichtig.

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Baden-Baden. Entgiftung völlig überflüssig: Mediziner warnen vor dem neuen Internettrend des „Cortisol-Detox“. Cortisol sei ein lebenswichtiges Hormon, „das den Motor am Laufen hält“, sagte Endokrinologin Birgit Harbeck am Dienstag in Baden-Baden. Sie äußerte sich mit Blick auf den kommende Woche stattfindenden Deutschen Kongress für Endokrinologie.

„Cortisol macht den Körper leistungsfähig, um den Alltag zu bewältigen“, so Harbeck. „Eine Cortisol-Entgiftung ist nicht das, was wir wollen und zudem auch gar nicht möglich. Im Normalfall reguliert der Körper den Cortisol-Spiegel automatisch.“ Zudem handele es sich um ein lebenswichtiges Hormon zur Stressregulation, das tageszeitlichen Schwankungen unterliege: Morgens ist der Spiegel höher, gegen Mitternacht sehr niedrig; durch Stressreize entstehen zusätzliche Cortisol-Peaks.

In den Sozialen Medien werben Influencer seit einigen Monaten für eine Cortisol-Entgiftung; ein niedriger Cortisol-Spiegel sei gut gegen Haarausfall, Falten und Müdigkeit und reduziere das Bauchfett. Sie weisen demnach auch auf im Netz bestellbare kostenpflichtige Tests hin, um den eigenen Cortisol-Spiegel festzustellen.

Irreführende Cortisol-Tests aus dem Netz

Diese Tests seien „nicht valide, ungenau und irreführend und führen dazu, dass wir verängstigte Patienten in den Praxen sehen, die glauben, dass sie einen Überschuss haben“, kritisierte Harbeck. Würden etwa äußere Bedingungen wie die Tageszeit nicht beachtet, seien die erhaltenen Ergebnisse nicht ausreichend verwertbar.

„Die alltägliche Stressbelastung ist naturgemäß mit normalen Schwankungen des Cortisolspiegels verbunden“, erklärte die Medizinerin. Diese gingen normalerweise nicht mit den typischen Folgen einer krankhaften Ausschüttung von Cortisol im Sinne eines Cushing-Syndroms einher. Dies entsteht laut Angaben am häufigsten als Folge einer systemischen Cortisontherapie wegen einer entzündlichen Erkrankung. Menschen mit einem dauerhaft zu hohen Cortisol-Spiegel können eine Stammfettsucht entwickeln und in der Folge ein „Mondgesicht“.

Harbeck erklärte, wer wirklich befürchte, zu viel Cortisol zu produzieren, solle sich an den Hausarzt wenden. Dieser werde dann gegebenenfalls zu einem Endokrinologen überweisen. (KNA)

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