Milde Strafe für hessischen Doping-Händler

GIEßEN (dpa). Ein hessischer Dopingmittel-Großhändler, dessen riesiges Warenlager vor gut sechs Monaten entdeckt wurde, ist zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgericht Gießen lastete dem 57-Jährigen bei seiner Entscheidung am Dienstag 45 Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz an.

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Der Mann hatte zwischen 2002 und 2005 sowie zwischen 2006 und 2010 im großen Stil Arzneien unerlaubt importiert und vertrieben. Er kam mit einer relativ milden Strafe davon, weil er nach seiner Festnahme umfassend gestanden hatte und als eine Art "Kronzeuge" gilt. Das Urteil kam nach einer Verständigung der Prozessbeteiligten zustande.

Vorgeworfen wurden dem Mann nicht nur illegaler Handel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln und Handel mit Arzneimitteln zu Dopingzwecken. Der 57-Jährige verschwieg die Einnahmen aus seinem lukrativen Geschäft - zwischen 10.000 und 15.000 Euro im Monat - dem Fiskus. Er wurde deshalb auch wegen Steuerhinterziehung verurteilt - zu einer Geldstrafe von 43.200 Euro.

Ende September 2010 hatten Fahnder bei einer Razzia in Nidda in der Wetterau das Warenlager ausgehoben und rund fünf Millionen Einheiten Anabolika sichergestellt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war es der bislang größte Einzelfund dieser leistungssteigernden Mittel weltweit.

Die Vorsitzende Richterin sagte, der Angeklagte habe das "einzig Richtige" getan und den Ermittlern die Mengen der gehandelten Arzneien sowie Namen von Lieferanten und Abnehmern genannt.

Das sei "fast vergleichbar mit einer Kronzeugenstellung". Zudem habe er den Steuerbetrug zugegeben und den Schaden von rund 235.000 Euro beglichen. Ohne diese Punkte wäre die Strafe viel höher ausgefallen.

Im Dunkeln blieb, wer zum Kundenkreis zählte. Zu Prozessbeginn am vergangenen Freitag hatte der Angeklagte keine Namen genannt. Er sagte nur, es seien "absolut keine Spitzensportler" gewesen. Vier oder fünf Abnehmer aus dem Kraftsportbereich habe er bedient, "Leute, die Sportstudios hatten".

Der Anklagevertreter sagte am Freitag, dank des 57-Jährigen hätten weitere Verfahren eingeleitet werden können. Die genaue Zahl sei ihm aber nicht bekannt. Das Magazin "Der Spiegel" hatte berichtet, dass bundesweit acht Staatsanwaltschaften gegen 83 Verdächtige ermitteln.

Abnehmer der illegal gehandelten Medikamente sollen demnach insgesamt rund 3000 Sportler gewesen sein, darunter Marathonläufer, Triathleten und Gewichtheber.

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