Anlagen

Pharmaaktien beflügeln Investoren-Phantasie

Nach der heftigen Kurskorrektur der vergangenen Monate sehen Analysten nun günstige Einstiegspreise bei Pharmapapieren. Auf den Empfehlungslisten stehen US-Branchenwerte und der deutsche Bayer-Konzern.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Lohnende Forschung: Innovative Pharmaunternehmen stehen bei Börsianern hoch im Kurs.

Lohnende Forschung: Innovative Pharmaunternehmen stehen bei Börsianern hoch im Kurs.

© Franz Pfluegl/fotolia.com

NEU-ISENBURG. Beim Chicagoer Medikamentenproduzenten Abbott Laboratories beträgt das Minus 16,6 Prozent, beim kalifornischen Biotech-Spezialisten Gilead Sciences sind es 25 Prozent, beim Biotechnologiekonzern Biogen aus Massachusetts sogar 27 Prozent .

Seit US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton zum Wahlkampfauftakt im vergangenen Herbst der Pharmaindustrie vorgeworfen hatte, Wucher bei Medikamenten zu betreiben, mussten die Sektorwerte kräftig Federn lassen. Börsianer fürchten, dass die Demokratin die Branche zu massiven Preisabschlägen zwingen wird, sollte sie in das Weiße Haus einziehen.

Erster Aufschwung fand jähes Ende

Auch Papiere europäischer Unternehmen, die ein starkes Nordamerikageschäft haben, gerieten unter Druck. Die Börsennotierung des Schweizer Pharmakonzerns Novartis fiel seither um 19 Prozent, der deutsche Dialysespezialist Fresenius Medical Care verlor in der Spitze 13 Prozent, Bayer sogar 33 Prozent.

Damit hat der 2011 begonnene Aufschwung der Gesundheitsaktien ein jähes Ende gefunden. In den viereinhalb Jahren zuvor hatten die Börsennotierungen amerikanischer Healthcare-Konzerne sämtliche anderen Sektoren geschlagen. Der Nasdaq-Biotech-Index bescherte Investoren in dieser Zeit eine dreimal so hohe Rendite wie der breite S&P 500-Index der 500 größten US-Unternehmen.

Dies könnte sich nun - nach den deutlichen Kurseinbrüchen - wiederholen, meinen Experten. "Alle schlechten Nachrichten sind inzwischen in den Kursen verarbeitet", schreiben die Analysten der New Yorker Investmentbank Jefferies in einer neuen Studie.

"Damit bieten Healthcare-Aktien eine exzellente Einstiegsgelegenheit." Dieser Ansicht ist auch Mirjam Heeb, Strategin bei der Schweizer Vermögensverwaltungsgesellschaft GAM. Anleger hätten die Chance, am kommenden Aufschwungzyklus der Branchenwerte zu partizipieren. "Der Sektor ist derzeit günstiger bewertet als der Aktienmarkt insgesamt", sagt die Strategin.

Keine Furcht vor Preissenkungen

Dass Clinton im Fall ihres Wahlerfolgs tatsächlich eine tiefgreifende Preissenkung bei Medikamenten durchsetzen könne, sei unwahrscheinlich, sagt Heeb. "Der Kongress dürfte auch weiterhin von Politikern der Republikaner dominiert werden." Diese sind traditionell wirtschaftsfreundlich eingestellt.

Profiinvestoren könnten sich noch aus einem ganz anderen Grund schon bald wieder den Pharmawerten zuwenden. "In der zweiten Jahreshälfte stehen eine Reihe wissenschaftlicher Konferenzen an, bei denen klinische Nachweise der Wirksamkeit neuer Therapien im Fokus stehen", sagt die Strategin. Zudem dürften Biotech-Unternehmen dabei neue klinische Daten über Entwicklungsfortschritte in ihren Produktpipelines präsentieren.

Die Analysten von Jefferies haben fünf US-Branchenwerte ausgemacht, die überdurchschnittliches Kurspotenzial bieten sollen und alle auch an deutschen Börsen gelistet sind: BioMarin Pharmaceutical, Medicines, Ultragenyx Pharmaceutical, Vanda Pharmaceutical und Vertex Pharmaceutical.

 Sie alle hätten in einzelnen Therapieformen Führungspositionen inne, die ihnen von Konkurrenten in absehbarer Zeit nicht streitig gemacht werden könnten. Vertex sei beispielsweise weltweit führend in der Mukoviszidose-Behandlung.

Deutsche-Bank-Analystin Sarah Potter sieht auch den deutschen Bayer-Konzern in dieser Kategorie. Ihr Kursziel für die Aktie liegt auf Jahressicht bei 124 Euro - rund 40 Prozent über der gegenwärtigen Notierung. Das Unternehmen dürfte durch seine Produkte erheblich vom "enormen Marktpotenzial der altersbedingten Makula-Degeneration" profitieren, sagt Potter.

Von der Augenerkrankung sind rund um den Globus bereits mehr als 30 Millionen Menschen betroffen. Die Zahl der Patienten werde aufgrund der fortschreitenden Überalterung der Bevölkerung in den Industrienationen künftig rasant steigen. Die Umsätze in diesem Segment dürften weltweit von "derzeit jährlich 7,5 Milliarden US-Dollar auf mehr als 25 Milliarden US-Dollar in 2025 steigen", sagt Potter.

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