Südeuropa lockt Anleger

Renditepoker mit Schuldenstaaten

Die Konjunktur in Italien, Spanien und Irland zieht langsam wieder an. Finanzexperten erwarten steigende Kurse bei Anleihen dieser Länder.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Wendet sich das Glück in den Peripheriestaaten der Währungsunion? Die Wirtschaft wächst wieder.

Wendet sich das Glück in den Peripheriestaaten der Währungsunion? Die Wirtschaft wächst wieder.

© Elnur/shutterstock.com

NEU-ISENBURG. Südeuropäische Staatsanleihen haben zuletzt kräftige Kursgewinne verbucht. Analysten erwarten, dass der Trend anhält, und raten zum Einstieg in die Papiere.

Aber auch Irland ist im Aufwärtstrend. Investoren haben wieder Vertrauen in die Peripheriestaaten der Eurozone gefasst. Das liegt vor allem an der Europäischen Zentralbank.

Seit diese 2012 angekündigt hat, unbegrenzt Anleihen hoch verschuldeter Mitgliedsländer der Eurozone aufzukaufen, um die Gemeinschaftswährung zu retten, sind deren Kurse wieder deutlich gestiegen. 

Spiegelbildlich sind dadurch die aus den jährlichen Zinszahlungen erzielbaren Renditen gesunken.

Höhere Erträge als Bundesanleihen

"Irische, italienische, portugiesische und spanische Staatsanleihen mit Laufzeiten von rund fünf Jahren werfen nun nur noch Renditen von rund drei Prozent ab", sagt Tim Haywood, Stratege bei der britischen Investmentgesellschaft GAM.

Vor der Intervention der Notenbank waren es mehr als acht Prozent. Schuldverschreibungen dieser vier Länder mit zehnjähriger Laufzeit bieten aktuell Renditen von rund 4,3 Prozent.

Damit werfen die Anleihen der Peripheriestaaten deutlich höhere Erträge als Bundesanleihen ab. Die Rendite zehnjähriger deutscher Papiere beträgt aktuell nur knapp 1,8 Prozent.

Der Grund: Viele Anleger sehen deutsche Staatsanleihen noch immer als besonders sicher an. Die hohe Nachfrage treibt die Kurse der Papiere und lässt ihre Renditen sinken.

Profiinvestoren, die auf der Jagd nach höheren Renditen sind, erwerben daher jetzt verstärkt Anleihen aus den Peripheriestaaten, weil sie erwarten, dass deren Kurse weiter steigen werden. "Wir haben Anleihen aus Irland, Italien und Spanien zugekauft", sagt Haywood.

"Talsohle durchschritten"

Bei griechischen und portugiesischen Anleihen halten sich die Profis hingegen wegen der hohen Staatsverschuldung zurück. Negativer Spitzenreiter ist Hellas, dessen Verbindlichkeiten trotz eines ersten Schuldenschnitts noch immer 160 Prozent der Wirtschaftsleistung betragen.

"Griechenland benötigt in jedem Fall einen zweiten Schuldenerlass", sagt Mohamed El-Erian, Vorstandschef der Allianz-Investmenttochter Pimco. "Portugal benötigt vielleicht auch einen, wobei die Sachlage hier nicht so eindeutig ist."

Die Regierungen der Peripheriestaaten haben massive Sparprogramme aufgelegt. Das hat die Wirtschaft in diesen Ländern in den vergangenen Jahren zunächst in eine Rezession gestürzt.

Inzwischen beginnt sich die Konjunktur jedoch in Italien, Spanien und auch Irland zu erholen. "Die Talsohle ist durchschritten", sagt Georg Graf Waldersee, Vorsitzender der Wirtschaftsberatungsgesellschaft Ernst & Young.

2014 werde die Konjunktur wieder leicht wachsen. "Die Strukturreformen beginnen positive Wirkung zu zeigen", sagt Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der Bremer Landesbank.

Das werde zu höheren Steuereinnahmen führen und den Staaten in den kommenden Jahren helfen, ihre Schulden abzubauen.

Irland braucht wohl bald Schutz des Rettungsschirms nicht mehr

In Irland sprudeln die Steuereinnahmen wieder so stark, dass das Land 2014 voraussichtlich auf den Schutz des Rettungsschirms von EU, Zentralbank und Internationalem Währungsfonds verzichten kann.

Das Vertrauen der Investoren in Italien ist deutlich gestiegen, nachdem die Regierung in Rom jetzt ein neues Konjunkturprogramm verabschiedet hat. Problemlos konnte der Stiefelstaat jetzt neue Anleihen über 8,5 Milliarden Euro mit einjähriger Laufzeit zu einem Zinssatz von nur einem Prozent begeben.

Auch in Spanien zieht die Wirtschaft wieder an, beobachtet Tristan Cooper, Analyst für Staatsanleihen bei der Investmentgesellschaft Fidelity.

"Steigende Exporte und eine starke Tourismussaison werden die Konjunktur in der zweiten Hälfte dieses Jahres wieder real wachsen lassen."

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