Digitalisierung

Versorgungsplanung auf der Datenautobahn in Dänemark

Unser Nachbar Dänemark macht vor, welche Vorteile die Vernetzung im Gesundheitswesen bringt.

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DÜSSELDORF. Wenn ein Rettungshubschrauber oder ein Krankenwagen einen Notfallpatienten in die Universitätsklinik im dänischen Aarhus bringen, schicken sie bereits zentrale Informationen an die Notaufnahme des Hauses. "Wir beginnen mit der Untersuchung, bevor der Patient bei uns ankommt", berichtete Lars Knudsen auf dem Kongress Health 4.0 in Düsseldorf.

Die digitale Datenübermittlung ermögliche es der Klinik, die Patienten-Aufnahme gezielt vorzubereiten und schnellstmöglich die notwendigen Schritte einzuleiten, so Knudsen, der an der Uniklinik für Innovationsmanagement zuständig ist. Während des kompletten Behandlungsprozesses bis zur Entlassung hätten alle Klinikmitarbeiter Zugriff auf eine E-Patientenakte. Das sei "selbst in Dänemark ziemlich einzigartig".

Das nördliche Nachbarland ist Deutschland in Sachen Digitalisierung im Gesundheitswesen um Meilen voraus. "Das dänische Gesundheitswesen wird durch eine umfangreiche Digitalisierung, die elektronische Kommunikation zwischen den Leistungserbringern und die systematische Nutzung von Daten und digitalisierten Arbeitsprozessen charakterisiert."

Die Hausärzte, die in Dänemark eine zentrale Rolle als Gatekeeper spielen, arbeiten sämtlich mit elektronischen Gesundheitsakten, 98 Prozent von ihnen tauschen die Akten mit Kollegen aus. Die Hausärzte erhalten elektronisch alle Labordaten aus den Kliniken. 97 Prozent schicken Verordnungen digital an die Apotheken. Auch Überweisungen an Kliniken, niedergelassene Kollegen oder Psychologen erfolgen fast ausschließlich elektronisch, berichtete Knudsen.

Die umfassende digitale Vernetzung des dänischen Gesundheitswesens ermöglicht nach seinen Angaben eine Übersicht über den Stand der Gesundheitsversorgung. In dem Land gibt es für den Gesundheitsbereich acht Gesundheitsziele und 22 Gesundheitsindikatoren. Regelmäßig wird überprüft, wie die einzelnen Regionen bei jedem Punkt dastehen. "Alle drei Monate wird ein Bericht veröffentlicht".

Die Aarhuser Uniklinik setzt nicht nur bei der Patientenbehandlung auf EDV, sondern auch zur Kapazitätsplanung. Die Verantwortlichen hätten jederzeit einen Überblick über die Auslastung der einzelnen Abteilungen. Anhand dessen ließen sich Bedarfs-Veränderungen rechtzeitig erkennen, erläuterte Knudsen.

Um möglichst genau zu planen, greife die Klinik sogar auf meteorologische Daten zu. "Am ersten Tag mit Schnee und Eis gibt es immer eine Menge Leute mit gebrochenen Armen und Beinen." Die Uniklinik Aarhus sei dann darauf eingerichtet. (iss)

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