Bayern

Zukunftsrat sieht Digital-Turbo als alternativlos an

Effizienz, Innovationsfreude, Vernetzung – das fordert der Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft für das deutsche Gesundheitswesen. Die Digitalisierung soll es möglich machen.

Von Christina Bauer Veröffentlicht:
Alfred Gaffal, Vorsitzender des Zukunftsrates der Bayerischen Wirtschaft, plädierte in München für mehr Mut zur Digitalisierung im Gesundheitswesen.

Alfred Gaffal, Vorsitzender des Zukunftsrates der Bayerischen Wirtschaft, plädierte in München für mehr Mut zur Digitalisierung im Gesundheitswesen.

© cmb

MÜNCHEN. Der Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft rät zur raschen Digitalisierung im Gesundheitswesen. Das Gremium stellte dazu jüngst fünf Empfehlungen vor.

Basis ist das neue Gutachten "Gesundheit und Medizin", erstellt von der Prognos AG.

Zunächst, so ein zentrales Anliegen, solle das Gesundheitssystem neu ausgerichtet werden. Es solle sich rückbesinnen auf die Absicherung elementarer Risiken.

Wie Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) sagte, bekomme die Gesellschaft ein "extremes Finanzierungsproblem" – bedingt durch immer weniger erwerbstätige Beitragszahler und immer mehr Leistungsnutzer im Seniorenalter.

Daher müsse gesellschaftlich diskutiert werden, was die Leistungen seien, die unser Gesundheitssystem zu erbringen habe, so Brossardt. Das müsse definiert werden. Zugleich fordert der Rat, eine flächendeckende Versorgung für alle zu gewährleisten.

"Unser Ziel muss es sein, alle Menschen in Bayern mit Gesundheits- und Pflegeleistungen gut und schnell zu versorgen", betonte Alfred Gaffal, vbw-Präsident und Vorsitzender des Zukunftsrates. Dafür seien gleichermaßen Arztpraxen und Krankenhäuser zu berücksichtigen.

E-Card als Schlüssel zur Effizienz

Des Weiteren solle ein höherer Effizienzgrad im Gesundheitssystem erreicht werden. "Der Schlüssel ist (…) eindeutig die elektronische Gesundheitskarte", so Gaffal.

Die seit Jahren beschlossene, bisher in ihren angedachten Funktionalitäten aber nur in Ansätzen umgesetzte Karte und die damit verknüpfte elektronische Patientenakte müssten dringend implementiert werden. Verantwortliche sollten nicht nur auf Bedenkenträger, etwa im Bereich Datenschutz, hören.

Die Akte ermögliche es, den Ärzten wichtige Information sofort verfügbar zu machen, und dadurch viele unnötige Mehrfachuntersuchungen, Fehlbehandlungen und Medikationsfehler zu vermeiden. Ohne solche Effizienzzuwächse sei absehbar, dass es bald entweder höhere Krankenkassenbeiträge oder weniger Leistungen geben werde, so die Mahnung aus Bayern.

Die politischen Rahmenbedingungen sollten laut Zukunftsrat innovationsfreundlicher werden. So sollten etwa Zulassungshürden für neue Produkte gesenkt werden. Der Informationsfluss zwischen Akteuren müsse verbessert werden. Das betreffe unter anderem den Austausch von Forschung und Praxis.

"Es wird in Zukunft darauf ankommen, dass die Wissenschaft sich wesentlich mehr verschränkt mit allen anderen Disziplinen", so Professor Wolfgang Herrmann, Präsident der Technischen Universität München.

Große Datenmengen oft unerlässlich

Für viele Forschungsfragen seien große Datenmengen unerlässlich. "Der Frage der Erfolgsmessung müssen wir uns stellen", ergänzte Dr. Norbert Lütke-Entrup, Leiter Technologie- und Innovationsmanagement bei Siemens. Diese sei angesichts verschiedenster Krankheitsbilder und Verläufe im Gesundheitswesen oft schwierig.

Dem Zukunftsrat liegt auch der Ausbau des Beitrages neuer Technologien im Gesundheitssystem am Herzen. Mittel der Digitalisierung wie Big Data und Künstliche Intelligenz sollten dazu im großen Stil etabliert werden. "Wir nutzen den Rohstoff Daten noch viel zu wenig, weil sie nicht systematisch gesammelt werden", bemängelte Professor Manfred Broy, Gründungspräsident des Zentrums Digitalisierung Bayern (ZDB).

Bei adäquater Auswertung könnten diese dazu beitragen, Prävention, Diagnostik und Therapie zu verbessern. Die oftmals vorgebrachte Sorge, Maschinen könnten zu Gegnern des Menschen werden, sei unbegründet. "Die Zukunft wird sein, dass wir bestimmte Systeme haben, die assistieren werden", so Broy.

Förderung innovativer Start-ups

Die Rahmenbedingungen für Gesundheitswirtschaft sollen verbessert werden, so eine weitere Mahnung des Zukunftsrates. Innovative Start-ups und universitäre Ausgründungen sollten vorangebracht werden. Oftmals entwickelten etwa Vertreter von IT, Ingenieurwesen, Physik, Chemie oder Mathematik Ideen für medizinische Anwendungen.

"Das muss man fördern, damit die Praxisanwendung schneller wird", sagte Herrmann. Das leiste wesentliche Beiträge zur Digitalisierung des Gesundheitswesens.

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