Vorschulkindern mit ADHS nützt Medikation

BERLIN (gvg). Eine medikamentöse Behandlung von Kindern, die an einem Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) leiden, könnte schon im Vorschulalter von Nutzen sein. Darauf deuten die Resultate der bisher größten, randomisierten Studie mit ADHS-Kindern in dieser Altersgruppe hin.

Veröffentlicht:

Die medikamentösen Standardtherapien bei ADHS, Methylphenidat-haltige Präparate (Stimulanzien), sind in Europa und in den USA bisher nur für Kinder im Schulalter zugelassen. In der von einer Gruppe um den Kinderpsychiater Professor Laurence Greenhill von der Columbia Universität in New York initiierten Studie mit dem Namen PATS (Preschool ADHS Treatment Study) konnte jetzt bei über 300 Vorschulkindern belegt werden, daß eine solche Behandlung prinzipiell auch in diesem Alter wirksam ist und gut vertragen wird.

Verglichen mit den bei Schulkindern eingesetzten Substanzmengen (meist 10 bis 20 Milligramm pro Dosis) waren die in PATS applizierten Mengen jedoch gering (dreimal täglich 1,25 bis 7,5 Milligramm). "Trotzdem hatte das 7,5 Milligramm-Schema einen signifikant positiven Effekt auf die Ausprägung des ADHS", sagte Greenhill auf dem Weltkongreß für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Berlin. Zur Beurteilung eventueller Änderungen im Verhalten der Kinder wurden standardisierte Fragebögen eingesetzt, die von den Erziehern und den Eltern ausgefüllt wurden.

Unerwünschte Wirkungen traten bei insgesamt knapp neun Prozent der Kinder auf, darunter vor allem Appetitminderung und Einschlafstörungen. Die Häufigkeit dieser unerwünschten Effekte war geringer als bei Schulkindern, was Greenhill mit der niedrigeren Dosierung erklärte.

"Es sieht so aus, als könnten Vorschulkinder mit einer ähnlich hohen Dosis behandelt werden wie Schulkinder", so Greenhill auf der vom Unternehmen Celltech unterstützten Veranstaltung. Vor einer Zulassung für diese Altersgruppe seien jedoch weitere Studien mit höheren Dosierungen und unter Einsatz der mittlerweile zum Standard avancierten Retardpräparate nötig, betonte Greenhill.

Celltech stellt mit Metadate®CD ein solches Retard-Präparat her. Es soll in Deutschland voraussichtlich ab 2005 erhältlich sein. Greenhill schätzt, daß in den USA gegenwärtig etwa ein Prozent aller Kinder im Vorschulalter Methylphenidat-Präparate "off label" erhalten. 

Schlagworte:
Mehr zum Thema

20-Jahres-Vergleich

Auch Kinder mit Typ-1-Diabetes kommen früher in die Pubertät

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert