"Ich schaff das schon, ich schaff das ganz alleine!"

Von Swanett Koops Veröffentlicht:

Zunächst füllen sich die Reihen des Hörsaals in der Heidelberger Universitätskinderklinik nur langsam. Doch dann tummeln sich immer mehr aufgeregt durcheinander redende Kinder in den Bankreihen.

Doch die vier Männer und Frauen auf der Bühne warten noch, bis auch die Nachzügler von den letzten Stationen im Hörsaal eingetroffen sind - damit auch sie die Geschichte der Augsburger Puppenkiste vom kleinen Känguruh und vom Angsthasen hören können und sich dadurch anregen, ablenken und vielleicht ein wenig aufmuntern lassen.

Das Puppentheater findet in einem großen Hörsaal statt

Zugegeben: Auf den ersten Blick ist es schwer vorstellbar, solch einen großen, nüchternen Hörsaal in eine Kulisse für ein Puppentheater zu verwandeln. Und die Bühne ist auch nicht wirklich eine Bühne, sondern eher nur ein Podest mit vier Stühlen und einer Kiste mit dem bekannten Aufdruck. An der Seite liegen noch fünf zusammengeschnürte bunte Pakete, denen die Kinder aber nicht sonderlich viel Beachtung schenken.

Doch bevor das Geheimnis dieser Pakete gelüftet wird, klettern der Rabe Hexalus und die Hexe Flixi aus der Kiste. Die beiden Puppen sind die Vorhut, um den Kindern die folgende Gesichte anzukündigen. Und jetzt kommen auch die sonderbaren Pakete zum Einsatz.

Nach dem Lösen der Schnur entpuppen sie sich als auffaltbare Kulissen für die jeweiligen Schauplätze der Geschichte. Und die handelt davon, daß das kleine Känguruh mit seiner Freundin, der Springmaus, loszieht, um Beeren für einen Geburtstagskuchen für seine Mutter zu sammeln.

Mit von der Partie ist auch der Angsthase, den die beiden dazu allerdings erst überreden müssen. Und ohne seine Ausrüstung - einen Rucksack mit Regenschirm, Verbandskasten, etwas zu essen und einer Karte - geht er schon gar nicht aus dem Haus. Dann machen sie sich auf den Weg, wobei der Hase es bei der Fortbewegung sehr genau nimmt: "Hasen hüpfen nicht, Hasen hoppeln!"

Den heißen Tip, wo sie Beeren finden, bekommen sie von einer Schlange, auf die sie im Wald treffen. Es ist nur eine harmlose Schlabberschlange, so daß die allgegenwärtige Angst des Angsthasen ganz überflüssig ist. Die schönsten Beeren wachsen in einer Schlucht, und bei dem Versuch sie zu pflücken, fallen die Schlabberschlange und die Springmaus in die Schlucht.

Aber zum Glück hat der Angsthase ja seinen Rucksack dabei, denn mit Schirm und einer Binde aus dem Verbandskasten läßt sich eine Gondel bauen, in der sich die beiden wieder hochziehen lassen. Nach dieser geglückten Rettungsaktion wird getanzt und gesungen: "Ich schaff das schon, ich schaff das ganz alleine! Ich komm bestimmt auch wieder auf die Beine, dazu brauch ich ‘ne Menge Kraft, aber ich hab schon ganz was anderes geschafft!"

Spätestens an dieser Stelle springt der Funke des Stücks über: Nicht nur wer krank ist fängt an, zur eigens für das Stück vom Kinderliedermacher Rolf Zuckowski komponierten Musik zu klatschen. Ohne Probleme haben die Spieler es mit ihren Puppen geschafft, die Kinder zu fesseln - obwohl sie nicht wie sonst unsichtbar die Fäden bewegt haben.

"Eigentlich machen wir solche Tourneen viel zu selten", sagt Spieler Hans Kautzmann. Und dabei ist dies schon die vierte Hexal-Kliniktour, die das Unternehmen aus Holzkirchen gemeinsam mit dem Puppentheater auf die Beine stellt (wir berichteten).

Die Botschaft ist: Wer Angst hat, muß sich nicht schämen

Das Drehbuch zum Stück, das der Kinderbuchautor Paul Maar erfunden hat, ist für das besondere Publikum geradezu maßgeschneidert. So wird etwa das Thema Krankheit nicht ausgespart: Am Kaffeetisch sagt die Känguruh-Mutter zu ihrem Nachwuchs: "Schling nicht so, sonst bekommst du wieder Beuteldrücken!" Und die Botschaft ist eindeutig: Auch wer Angst hat, braucht sich dafür nicht zu schämen, sondern dem kann sie unter Umständen sogar nützlich sein.

Zum Schluß dürfen die Kinder noch mal ganz nah ran: Die Puppen lassen sich anfassen und streicheln. "Die Schlange zieht dabei meist die mutigeren Jungs an", berichtet Puppenspielerin Sabine Mittelhammer. Und man hat wirklich den Eindruck: Wenigstens für diese Stunde konnten die Kinder ihre Krankheit und den Klinikalltag vergessen.

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