Den Ursachen der essentiellen Hypertonie auf der Spur

LEIPZIG (ddp.vwd). Etwa 15 000 Sorben in der Oberlausitz sollen dabei helfen, die Ursachen von Volkskrankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes mellitus aufzudecken. Mit der Studie wollen Wissenschaftler des Leipziger Universitätsklinikums künftige Therapiemöglichkeiten und Behandlungsmethoden verbessern.

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Die Ethikkommissionen der Universität sowie die sächsische Landesärztekammer hätten die Studie ohne Einschränkungen befürwortet, sagt der Leiter des Projekts, Professor Michael Stumvoll. Außer Umweltfaktoren sind bekanntlich oft auch genetische Faktoren beteiligt.

Vielfach sind mehrere Gene verändert, die zusammen zum Ausbruch der Krankheit führen. Stumvolls Vision ist die genetisch basierte Therapie, die frei von unerwünschte Wirkungen ist. Denn mit Kenntnis der wirklichen Ursachen könnten diese unerwünschte Wirkungen verhindert werden.

Heute ist jedoch oft noch unklar, welche Gene die Volkskrankheiten verursachen, wie Stumvoll betont. Der Wissenschaftler spricht in diesem Zusammenhang von komplexen Krankheiten mit vielfältigen Ursachen. Mit Hilfe der Sorben solle dieses "Ursachenwirrwarr" entflochten werden.

Die Sorben sind nach Angaben Stumvolls eine "eigenständige Population", in der man wahrscheinlich nur fünf statt hundert Ursachen für den Bluthochdruck findet. Das vereinfache die Untersuchung erheblich. In der Auswertung würden die Blutbilder und Untersuchungsergebnisse der Menschen mit Bluthochdruck mit denen von Gesunden verglichen.

So bekomme man eine statistische Wahrscheinlichkeit, welche Variante eines Gens an der Krankheit beteiligt sei, sagt der Forscher. Zugleich schränkt der Wissenschaftler ein: "Wir sind schon froh, wenn wir nur eine Gen-Variante finden."

Die Ergebnisse der Studie dürften später auf die Allgemeinheit übertragbar sein, hofft Stumvoll. Die Studie soll sich auf 15 000 Sorben im katholischen Dialektgebiet der Oberlausitz konzentrieren. Benötigt würden etwa 1500 Blutproben und Untersuchungsergebnisse, sagt Stumvoll. Insgesamt umfaßt sein Team etwa zehn Mitarbeiter, darunter Mediziner und Mathematiker.

"Wir sind froh, wenn wir 20 Leute in der Woche untersuchen und ihnen Blut abnehmen können", sagt Stumvoll. Begonnen wurde im Mai dieses Jahres. In drei Jahren sollen die Untersuchungen abgeschlossen sein.

Die Teilnehmer erhalten einen kostenlosen Gesundheits-Check. Die eigentliche Analyse könne dann aber noch einmal 20 Jahre dauern, gibt der Wissenschaftler zu bedenken. Der direkte Nutzen ergebe sich so erst für die nächste Generation.

Die Wissenschaftler tauften im übrigen die Studie SUSOD. Das Akronym steht für "Sorbs - Uncover the Secrets Of Disease"; das heißt: Sorben klären die Rätsel von Krankheiten. "Susod", heißt im Sorbischen zugleich "Nachbar".

Weitere Infos: Professor Michael Stumvoll, Tel.: 0341 / 9 71 23 80 oder michael.stumvoll@medizin.uni-leipzig.de

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