Viele wilde Arzneipflanzen sind vom Aussterben bedroht

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Ginseng - dieser ostasiatischen Pflanze werden ganz besondere Heilkräfte zugeschrieben. Seit Jahrtausenden wird die Ginseng-Wurzel in der chinesischen Medizin eingesetzt zur Steigerung von Abwehrkräften und Leistungsfähigkeit.

Und auch hierzulande ist sie äußerst beliebt, der Wurzelextrakt von Panax ginseng wird selbst als Tees und Kosmetika angeboten. Diese Beliebtheit hat Konsequenzen: Es gibt immer weniger wilden Ginseng. Die Pflanze ist vom Aussterben bedroht.

Ähnlich kritisch ist die Situation etwa für den amerikanischen Ginseng (Panax quinquefolius), Echinacea-Gewächse, Kanadischen Gelbwurz und Kava Kava: Sie und viele andere Arzneipflanzen gehören zu den bedrohten Spezies, warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

In der letzten Woche hat die WHO deshalb Richtlinien zu korrektem Anbau und Sammeln von Heilpflanzen erlassen. Sie richten sich an die Regierungen. Sie sollen verstärkt auf Qualität, Sicherheit und Nachhaltigkeit bei der Phytomedizin achten zum Wohle von Patienten und Umwelt. Immerhin sind pflanzliche Therapeutika nicht nur weltweit beliebt, sondern auch ein Riesen-Markt. Die WHO beziffert den Gesamt-Umsatz auf über 60 Milliarden US-Dollar.

Es muß auch nicht sein, daß wilde Heilpflanzen mit Stumpf und Stil ausgerissen werden. Oft kann kontrollierter Anbau etwa das Sammeln von Wildpflanzen ersetzen. Die WHO nennt das rosablühende Madagaskar-Immergrün (Catharanthus roseus), das eingesetzt wird gegen Leukämie bei Kindern, als positives Beispiel: Die Pflanze wird inzwischen in großem Stil in Spanien und in den USA angebaut. Dazu muß man allerdings sagen: Das schont zwar den natürlichen Bestand in Madagaskars Regenwäldern, doch das arme Land hat nicht viel davon. Es wäre sinnvoller gewesen, das Immergrün direkt in Madagaskar anzubauen.

Ein weiteres Beispiel ist die Teufelskralle (Harpagophytum proumbens), die in den sandigen Steppenregionen der Kalahariwüste lebt und deren Wurzel bei Rheuma hilft. Auch die wilde Teufelskralle ist inzwischen gefährdet und könnte aussterben, wenn sie weiter so rücksichtslos gesammelt werde, so die WHO. Hauptexporteur ist Namibia.

Zwischen Januar und August 2000 hat das Land knapp 200 Tonnen Teufelskrallen-Wurzel exportiert. Zwischen 10 000 und 15 000 Menschen in Nambia leben vom Sammeln der Pflanze. Das geschieht ohne Rücksicht, so daß nicht nur der Pflanzenbestand gefährdet ist, sondern diese Menschen deshalb ihren Broterwerb verlieren.

1998 hat eine namibische Farm aber ein Nachhaltigkeits-Projekt gestartet: Die Pflanzen werden nicht radikal geerntet, sondern sie werden gepflegt. So überleben die Pflanzen, und die Menschen profitieren langfristig davon. Gleich im ersten Jahr wurden hier über 10 000 Kilo garantiert organischer Teufelskrallen-Wurzel produziert. Und dieses Projekt zieht inzwischen Kreise. So geht es also auch.

Ursula Gräfen

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