Hilft Sibutramin auch Diabetikern mit KHK beim Abspecken?

WIESBADEN (mar). Verringert eine Sibutramin-unterstützte Gewichtsreduktion die kardiovaskuläre Morbidität und Sterberate stärker als eine Änderung des Lebensstils allein? Das wird derzeit bei adipösen Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko untersucht. Die Studie, SCOUT* genannt, ist auf fünf Jahre angelegt.

Veröffentlicht:

An SCOUT nehmen mehr als 11 000 übergewichtige oder adipöse Hochrisiko-Patienten (mit einem BMI von 27 bis 45 kg / m2) teil. 60 Prozent sind Diabetiker, bei denen es bereits zu einem kardiovaskulären Ereignis (Herzinfarkt, KHK, Bypass-Op, pAVK) gekommen ist.

24 Prozent haben Diabetes und zusätzliche kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Rauchen, Hypertonie, Dyslipidämie, diabetische Nephropathie. Und 16 Prozent sind Patienten mit kardiovaskulärem Ereignis ohne Diabetes, berichtete Professor Jürgen Scholze von der Charité Berlin. Das alles sind Patienten, für die Sibutramin nach dem bisherigen Zulassungsstatus kontraindiziert ist, betonte Scholze.

Deshalb wurde zur Sicherheit der Placebo-kontrollierten, doppelblinden Endpunktstudie, die nächstes Jahr zu Ende sein soll, eine sechswöchige, nicht verblindete Therapiephase vorgeschaltet. Hier wurden alle Patienten mit 10 mg Sibutramin (Reductil®®) behandelt.

Für die Analyse dieser Therapiephase lagen die Daten von 10 742 Patienten vor: In sechs Wochen nahmen die Patienten im Mittel um 2,2 kg ab, der Taillenumfang verringerte sich um 2 cm. Positive Effekte gab es auch beim Blutdruck: Im Schnitt fiel der systolische Wert um 3 mmHg und der diastolische um 1 mmHg. Die Herzfrequenz nahm um 1,5 Schläge pro Minute zu. Alle Ergebnisse seien signifikant, sagte Scholze bei einer Veranstaltung von Abbott in Wiesbaden.

Schwere unerwünschte Wirkungen seien lediglich bei 287 Patienten (2,7 Prozent) aufgetreten. "Das ist eine für diese Hochrisiko-Patienten extrem niedrige Zahl", sagte Scholze. "Gerechnet hatte man mit etwa 25 Prozent." Mit einem Anteil von je 0,2 Prozent am häufigsten seien Vorhofflimmern und instabile Angina pectoris gewesen, gefolgt von Myokard-infarkt, stabiler Angina pectoris und KHK (je 0,1 Prozent). Es seien im Vergleich mit anderen Sibutramin-Studien auch keine neuen Risiken aufgetreten. Auch bei diesen Hochrisiko-Patienten entspreche das Nebenwirkungsprofil dem, das man auch in anderen Sibutramin-Studien gefunden habe, so Scholze.

*SCOUT: Sibutramine Cardiovascular Outcome Trial

Mehr zum Thema

Freiwillige Selbstverpflichtung reicht Minister nicht

Özdemir will Lebensmittelproduzenten Reduktionsziele vorgeben

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen