Allergien gegen Arzneimittel sollten möglichst schnell abgeklärt werden

KÖLN (ner). Treten unter medikamentöser Therapie allergische Hautreaktionen auf, ist es sinnvoll, sehr rasch einen Allergietest vorzunehmen, möglichst innerhalb der nächsten sechs bis zwölf Monate.

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Dies sei sehr wichtig, sagte Professor Hans Merk aus Aachen beim 28. Interdisziplinären Forum der Bundesärztekammer in Köln, denn dann sei die Wahrscheinlichkeit, die Ursache der Arzneimittel-Allergie zu erfassen, sehr hoch. Mit der Zeit nähme die Sensitivität der entsprechenden Tests ab, so der Allergologe.

Nach den Ergebnissen einer US-Studie bekommen etwa zwei bis fünf Prozent der hospitalisierten Patienten und ein Viertel der Erwachsenen in ihrem Leben allergische oder pseudoallergische Arzneimittelreaktionen (Med Clin North Am 76, 1992, 857). Diese Daten sind nach Angaben von Merk gut auf Deutschland übertragbar, weil die Patientengruppen und der Arzneimittel-Markt in beiden Ländern ähnlich seien. Ebenso würden die Ergebnisse der US-Studie durch punktuelle Untersuchungen im deutschsprachigen Raum bestätigt.

Die verdächtigsten Auslöser der Allergien seien Medikamente, die in den letzten zwei Wochen vor Beginn der Symptome angesetzt und meist einige Tage zuvor gut vertragen wurden, so Merk. Die Diagnostik diene dem Ziel herauszufinden, wie hoch die Wahrscheinlichkeit sei, daß solche Reaktionen bei diesem oder einem ähnlichen Präparat erneut auftreten. Dies sei nicht nur von den pharmakologischen Charakteristika der Medikamente abhängig, sondern auch von individuellen Risikofaktoren der Patienten.

So sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Auch hohes Alter, Virusinfekte und Autoimmunerkrankungen gehen mit einem erhöhten Risiko für allergische Arzneimittel-Reaktionen einher. Kein Risikofaktor ist entgegen landläufiger Meinung jedoch das Vorhandensein einer Atopie oder einer Neurodermitis. "Es macht keinen Sinn, solche Patienten, etwa wenn sie ein Lokalanästhetikum erhalten sollen, zum Allergologen zu schicken", sagte Merk.

Der Hautarzt wandte sich gegen ein umfassendes Screening Betroffener, weil dies mit der Gefahr der Sensibilisierung einher gehe. Nur die anamnestisch relevanten Substanzen sollten getestet werden. Ein Pädiater berichtete bei der Veranstaltung, er beobachte immer wieder, daß bei Kindern zur Allergie-Testung 30 bis 50 Prick-Tests vorgenommen würden. Dazu sagte der Kinderarzt Dr. Ernst Rietschel aus Köln: "90 Prozent der Sensibilisierungen sind mit zehn Testungen zu erfassen."

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