Hohe Homocystein-Werte kündigen schnelle Alzheimer-Progression an

Hohe Homocystein- Spiegel beschleunigen möglicherweise die Progression einer Alzheimer- Demenz: Zumindest bei relativ jungen Alzheimerkranken gehen hohe Plasmawerte mit einem schnellen kognitiven Abbau einher.

Veröffentlicht:
Kann er den Anweisungen noch folgen? Eine Alzheimer-Demenz verläuft bei hohen Homocystein-Werten offenbar besonders schnell.

Kann er den Anweisungen noch folgen? Eine Alzheimer-Demenz verläuft bei hohen Homocystein-Werten offenbar besonders schnell.

© dpa

OXFORD (mut). Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen hohen Homocysteinwerten und der Alzheimerprogression haben Forscher aus Oxford in Großbritannien in einer Studie mit 97 Alzheimer-Patienten gefunden. Nach diesen Daten ist der kognitive Abbau bei Alzheimer-Patienten unter 75 Jahren und ohne Schlaganfall deutlich schneller, wenn sie erhöhte Homocysteinwerte haben.

Bei Patienten mit Schlaganfall oder einem Alter von 75 oder mehr Jahren waren die Homocysteinwerte für die Prognose dagegen ohne Bedeutung.

Die Patienten der Studie waren im Schnitt 72 Jahre alt und bei Aufnahme seit drei Jahren an Alzheimer erkrankt. Auf der Skala CAMCOG*, die bis maximal 107 Punkte reicht, hatten sie zu Beginn im Durchschnitt einen Wert von 68 Punkten. Ab Werten unter 80 Punkten wird von einer Demenz ausgegangen.

Die Forscher um Dr. Abderrahim Oulhaj schauten nun, wie lange es dauerte, bis sich die Werte auf der Skala vom Beginn der Demenz an halbiert hatten. Dazu berechneten sie anhand der CAMCOG-Verlaufskurve zunächst den mutmaßlichen Ausgangswert zu Beginn der Erkrankung. Dieser lag im Schnitt bei 87 Punkten. Die Halbwertszeit für den kognitiven Abbau wurde daher im Mittel bei etwa 44 Punkten bestimmt.

Die Ergebnisse: Bei zu Beginn 60-jährigen Demenzkranken mit niedrigen Homocystein-Spiegeln (maximal 10  µmol/L) betrug die Halbwertszeit für den kognitiven Abbau fünf Jahre, bei hohen Homocystein-Werten (mindestens 16 µmol/L) lag sie bei etwa zwei Jahren - der kognitive Abbau verlief mit hohen Werten also mehr als doppelt so schnell.

Insgesamt ging der Wert auf der CAMCOG-Skala bei 60-Jährigen mit niedrigen Homocystein-Spiegeln um etwa 7 Punkte pro Jahr zurück, mit hohen Spiegeln um etwa 20 Punkte pro Jahr. Bei 75-jährigen Patienten nahm der Wert dagegen um etwa 8 Punkte pro Jahr ab und die Halbwertszeit lag bei vier Jahren - unabhängig von den Homocystein-Werten.

Ein kausaler Zusammenhang vorausgesetzt, ließe sich durch eine Homocystein senkende Therapie bei 60-jährigen Demenzkranken die Demenz-Progression um knapp 28 Monate verzögern, bei 70-Jährigen immerhin noch um 11 Monate, berechneten die Autoren.

Ob eine solche Therapie tatsächlich die Demenz verzögern kann, muss allerdings erst in Studien geklärt werden. Immerhin, so die Autoren, geben die Homocystein-Werte zumindest bei jüngeren Alzheimer-Patienten darüber Auskunft, wie schnell der kognitive Abbau voranschreitet (Int J Geriatr Psychiatry 2009; 25: 82).

*CAMCOG: Kognitiver Teil der Cambridge Examination for Mental Disorders of the Elderly (CAMDEX)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: TriMaximize-Studie: Verbesserung der Lebensqualität nach Umstellung auf extrafeine Dreifachfixkombination

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Mittelgradiges bis schweres Asthma bronchiale

Bessere Kontrolle und Lebensqualität unter inhalativer Triple-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Chiesi GmbH, Hamburg
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vier Erreger im Blick

Kampf gegen Antibiotikaresistenzen: Werden die Ziele erreicht?

Fallbericht

Starker Verdacht auf Kolonkrebs – und das steckte dahinter

Lesetipps
Ein Mann hält sich mit der Hand an die Stirn. Sein Kopf zerbricht in Scherben.

© pathdoc / stock.adobe.com

Alzheimer-Therapie im Wandel

Wie die neuen Antikörper die Versorgung von Demenzkranken verändern