Auf Sport sollten sich Diabetiker besonders vorbereiten

HANNOVER (hbr). Nordic Walking bietet Typ-2-Diabetikern ein schonendes, individuell dosierbares Bewegungstraining. Wer die Motivation seiner Patienten für diesen Sport durch eigene Walking-Veranstaltungen und Walking-Gruppen wecken oder aufrechterhalten will, sollte aber zuvor ein paar Punkte beachten.

Veröffentlicht:

Darauf hat Ulrike Thurm von der "Initiativgruppe Diabetes und Sport" der Deutschen Diabetes-Gesellschaft beim Diabeteskongreß in Hannover hingewiesen. Wer übernimmt zum Beispiel in einer Klinik oder Praxis den Versicherungsschutz für die Veranstaltungen? "Wenn keiner haftet, lassen Sie sich von allen Teilnehmern einen Haftungsausschluß unterschreiben", rät Thurm.

Zur Prüfung der Teilnehmerfitneß empfiehlt sie "auf jeden Fall ein Belastungs-EKG". Während des Sports geht es in erster Linie darum, Stoffwechselentgleisungen zu verhindern. Standardrezepte zur Anpassung von Insulin- und Kohlenhydratmenge gibt es jedoch nicht: Therapie-Anpassungen wie die Verringerung der Dosis von Sulfonylharnstoffen oder Insulin müssen mit jedem Teilnehmer einzeln abgesprochen werden.

      Beim Sport ist die Wahrnehmung für eine Hypoglykämie getrübt.
   

Um Hypoglykämien zu vermeiden, sollte das Training mit Blutzuckerwerten zwischen 150 und 180 mg/dl begonnen werden. Bei gesunden Menschen, so Thurm, sinke die Insulinausschüttung beim Sport auf 50 Prozent. Insulinspritzende Diabetiker, die nach einer Mahlzeit zum Nordic Walking starten, könnten in diesem Fall zunächst den Mahlzeitenbolus halbieren, sagte sie. Diese Anpassung kann später anhand der Blutzuckermeßwerte verfeinert werden. Treten trotz aller Maßnahmen Hypoglykämien auf, dann sollte die Therapie-Anpassung optimiert werden.

Die Patienten müssen daran erinnert werden, daß die Hypoglykämie-Wahrnehmung beim Sport schwächer ist. Die Blutzuckermessung vor dem Start ist daher Pflicht, eventuell auch eine Azetonmessung. Um eine Ketoazidose zu vermeiden, ist Sport bei Blutglukosewerten, die über 250 mg/dl liegen, und bei positivem Azetontest kontraindiziert.

Starten können die Teilnehmer, wenn sie außerdem ihr Equipement wie Blutzucker-Meßgerät, Azetonteststreifen, ein Getränk zur Hydrierung und Traubenzucker für den Notfall in einer Gürteltasche verstaut haben. Und weil immer zu erwarten ist, daß doch das Ein oder Andere vergessen wird, sollte auch der Betreuer, als Verantwortlicher, solch ein Bündel vorbereiten - bei längeren Touren unter anderem erweitert um kurzwirksame Insuline, Glucagon und ein Blutdruckmeßgerät.

Mehr zum Thema

Springer Verlag

Ratgeber für Menschen mit Polyneuropathie

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen