Plädoyer für Insulin-Frühtherapie

SAN DIEGO (ner). Wird Insulin demnächst zur Therapie der ersten Wahl für Typ-2-Diabetiker? Es gibt Hinweise darauf, daß damit das Sterben der Betazellen im Pankreas gebremst werden kann.

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Dies sei zunächst in Tierversuchen erkannt und in mehreren klinischen Studien bestätigt worden, sagte Professor Julio Rosenstock vom Dallas Diabetes and Endocrine Center. In den Studien hatten neu diagnostizierte Typ-2-Diabetiker einige Wochen eine intensivierte Insulintherapie erhalten, die danach wieder abgesetzt worden war.

In der bislang größten derartigen Untersuchung mit 138 Patienten blieb die Hälfte der Patienten nach dieser Prozedur bei alleiniger Ernährungstherapie ein Jahr lang nahezu normoglykämisch, 42 Prozent waren es sogar zwei Jahre lang, berichtete Rosenstock beim US-Diabetes-Kongreß in San Diego in Kalifornien.

      Kurzzeitige Insulinbehandlung gewährt Betazellen Ruhepause.
   

Offenbar gewähre die kurzzeitige Insulinsubstitution den Betazellen eine effektive Ruheperiode. Danach sei die Zellfunktion verbessert, so Rosenstock bei einem vom Unternehmen Sanofi-Aventis unterstützten Symposium. Für die sehr frühe Insulintherapie bei Typ-2-Diabetes sprechen auch andere Forschungsergebnisse, etwa die langfristige Verhinderung kardiovaskulärer Erkrankungen in der DCCT/EDIC-Studie (wir berichteten).

Da Diabetiker, die oft ein metabolisches Syndrom haben, vermehrt Zytokine aus dem Fettgewebe freisetzen, werden Entzündungsprozesse in den Gefäßen sowie die atherosklerotische Plaquebildung gefördert. Darauf hat Professor Vivian Fonseca aus New Orleans im US-Staat Louisiana beim Symposium hingewiesen.

Diese Kaskade könne mit Insulin durchbrochen werden, argumentierte Fonseca. Zwar haben auch Glitazone antientzündliche Effekte. "Insulinsensitizer brauchen aber zirkulierendes Insulin", so der Diabetologe. Deshalb könnte eine Kombinationstherapie aus einem Glitazon plus Insulin hilfreich sein, so Fonseca.

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