Metformin wird jetzt von Anfang an empfohlen

Erstmals werden bei der Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft, die heute in Leipzig beginnt, breit die neuen Leitlinien diskutiert. Sie setzen außer auf Basisbehandlung von Anfang an auf Metformin und früh auf die Kombination von Antidiabetika oder den Einstieg mit Insulin.

Veröffentlicht:

Zur Therapie wird von Anfang an Metformin empfohlen, und Insulin kommt früh zur Behandlung hinzu.

Das Jahr 2008 hat bedeutende neue Daten aus klinischen Studien gebracht. Diese und neue Antidiabetika sind der Anlass, dass die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) im Oktober 2008 ihre evidenzbasierten Leitlinien für die "Antihyperglykämische Therapie des Typ-2-Diabetes" aktualisiert hat.

Wichtige Grundlage der antihyperglykämischen Therapie bleiben weiterhin zwar nicht-pharmakologische Maßnahmen: Schulung, körperliche Bewegung und Ernährungstherapie. Neu ist allerdings jetzt, dass direkt nach der Diagnosestellung mit einer medikamentösen Therapie, und zwar mit Metformin, begonnen werden soll. Die Unterscheidung, ob Übergewicht besteht oder nicht, vor der Wahl eines Therapeutikums, gilt nicht mehr. Nur bei Kontraindikationen oder Unverträglichkeit von Metformin sind Schulung, Ernährungstherapie und Bewegungstherapie zunächst die alleinige Behandlung. Mit dieser Änderung sind die Leitlinien an die gemeinsamen Leitlinien der europäischen und amerikanischen Diabetesgesellschaften angepasst worden. Der Grund für die Präferenz von Metformin ist, dass es eine pathophysiologisch orientierte Therapie ist, die die Rate makrovaskulärer Symtome vermindert und die Gewichtsabnahme unterstützt. Die positiven Effekte sind auch bei schlanken Patienten belegt.

Ist es nicht möglich, die Therapie mit Metformin zu beginnen, um die Insulinresistenz zu mindern, wird die Therapie mit einer Substanz empfohlen, die für die Monotherapie zugelassen ist. Schon früh wird darauf gesetzt, Antidiabetika zu kombinieren. Falls nach drei bis sechs Monaten trotz Basistherapie und Metformin der HbA1c-Wert immer noch über 6,5 Prozent, jedoch aber unter 7,5 Prozent liegt, wird eine Zweifachkombination mit Metformin plus Kombinationspartner empfohlen. Die Kombipartner von Metformin werden wie bisher alphabetisch genannt: Acarbose, DPP-4-Hemmer, Exenatid, Glitazone, Sulfonylharnstoffe und Sulfonylharnstoff-Analoga. Für die Auswahl werden keine Präferenzen genannt. Sie sind von den behandelnden Ärzten individuell festzulegen.

Früher als bisher kommt Insulin ins Spiel. Denn lässt sich nach drei bis sechs Monaten mit Allgemeinmaßnahmen oder Metformin oder bei Kontraindikation oder Unverträglichkeit mit einem anderen Antidiabetikum der HbA1c nicht auf Werte kleiner als 6,5 Prozent absenken, wird die Kombination mit einem zweiten Antidiabetikum nur empfohlen, wenn der HbA1c-Wert nicht höher als 7,5 Prozent beträgt. Der Grund ist, dass mit einem weiteren Antidiabetikum der HbA1c-Wert nur um einen Prozentpunkt gesenkt werden kann, der Patient also kaum seinen Zielwert unter 6,5 Prozent wird erreichen können. Deshalb besteht die Empfehlung, dann gleich mit einer Insulintherapie zu beginnen.

Da in dieser Phase meist die Nüchternblutzuckerwerte erhöht sind, wird als Einstieg in die Insulintherapie die Gabe eines Basalinsulins zur Nacht empfohlen. (Rö)

Lesen Sie auch: Weitere Berichte zum DDG-Kongress

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Zwei Phase-III-Studien gescheitert

Semaglutid offenbar wirkungslos gegen Alzheimer

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an