HINTERGRUND

Abschied von sichtbaren Jugendsünden - mit einem Rubinlaser wird man Tattoos oft, aber nicht immer los

Von Kai Gerullis Veröffentlicht:

Ein zarter Liebesschwur auf dem Oberarm oder eine freche Sonne rund um den Bauchnabel: Tief in die Haut tätowiert, haben kunstvolle Bildchen und Schriftzüge auf Dauer Bestand. Doch wenn das Tattoo die große Liebe überlebt hat oder einfach nicht mehr zu einem passen will, muß es weg. Hautärzte bieten mittlerweile schonende Verfahren, um die bunten Bildchen wieder loszuwerden.

Doch die Behandlung ist langwierig und teuer. "Das Tattoo bleibt ein Leben lang, daran denken viele Menschen nicht", weiß Dr. Elisabeth Rowe vom Dermatologischen Zentrum Berlin. "Plötzlich behindert es die berufliche oder private Entwicklung und muß weg."

Entsprechend beobachten Hautärzte einen eindeutigen Trend weg vom Tattoo. Und das passiert üblicherweise per Laser. Operiert werden die Bildchen heute nur noch selten, Methoden wie Säureätzungen und das Abfräsen der Haut sind wegen schwerer Hautschädigungen überholt und unüblich. "Meist setzen Hautärzte einen Rubinlaser ein. Die Behandlung hinterläßt keine Narben", erläutert Rowe.

Die Therapie regt den Körper an, das Tattoo abzubauen

Durch die Laser-Therapie wird der Körper angeregt, das Tattoo selbstständig abzubauen. "Der Laser bricht die Farbe auf", erklärt die Hautärztin. "Die Bruchstücke der Farbe werden dann vom Lymphsystem des Körpers abtransportiert und verschwinden schrittweise aus der Haut."

Auch wenn das meist erfolgreich funktioniert - eine Garantie, daß die Tätowierung restlos abgebaut wird, gibt es nicht. "An einigen Stellen ist das Tattoo innerhalb kürzester Zeit nicht mehr zu sehen. Doch bei manchen Menschen verändert sich trotz Laserbehandlung nichts", sagt Rowe.

Grund für den wechselhaften Erfolg ist die variantenreiche Zusammensetzung der Farbe. "Es gibt in Deutschland keine Vorschriften für Stoffe, die in die Haut kommen. Deshalb wissen wir nie, woraus das Tattoo besteht", unterstreicht die Ärztin. Zudem hängt der Erfolg von den therapierten Körperpartien ab. "Am erfolgreichsten sind Behandlungen an den Händen. Das liegt wohl daran, daß die Farbe dort in der dünnen Haut nicht so tief liegt."

Wer die hartnäckigen Jugendsünden loswerden möchte, sollte die Therapie nicht aufschieben - denn sie kann mitunter langwierig sein. "Ich hatte schon Frauen in der Praxis, die vier Wochen vor der Hochzeit noch schnell ein Tattoo auf dem Rücken loswerden wollten. Denen konnte ich keine große Hoffnung machen", sagt Rowe.

    Teilweise sind 20 Sitzungen nötig, um die Tätowierung zu entfernen.
   

Denn bis der Körperschmuck restlos verschwunden ist, sind häufig mehrere Behandlungen nötig. Teilweise müßten 10 bis 20 Therapiesitzungen eingeplant werden, zwischen zwei Anwendungen sollten nach Ansicht der Ärztin sechs Wochen liegen. "Pro Behandlung kann mit Kosten von 50 bis 300 Euro gerechnet werden", sagt Elisabeth Rowe. Die Tätowierten müssen die Kosten, die sich auf mehrere tausend Euro summieren können, selbst tragen.

"Da Tätowierungen ein Privatvergnügen sind und kein Krankheitsbild, beteiligen sich die gesetzlichen Krankenkassen nicht an den Kosten zur Beseitigung", erläutert Frank Meiners, stellvertretender Pressesprecher der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK). Die Therapie ist also ein typisches IGeL-Angebot.

Eine Ausnahme liegt vor, wenn das Tattoo zu gesundheitlichen Problemen führt. "Eine schwerwiegende, nicht vorhersehbare Allergie gegen die Tätowierung wäre ein Fall, in dem die Krankenkasse sich an der Entfernung beteiligt", betont Meiners.

Mit frisch behandelten Stellen sollte man nicht in die Sonne

Auch wenn nach einer erfolgreichen Laser-Behandlung keine Narben entstehen - frei von Nebenwirkungen ist die Therapie nicht. So kann es zu Schwellungen, Entzündungen und kleinen Blutungen kommen. "Einige Ärzte empfehlen, die frisch behandelten Stellen nicht der Sonne auszusetzen. Mir sind aber weder aus der Literatur noch aus der Praxis Komplikationen in Verbindung mit Sonnenlicht bekannt", so Hautärztin Rowe.

Um sich später langwierige Behandlungen zu ersparen, empfiehlt die Dermatologin, sich bereits vor dem Besuch im Tätowier-Studio eingehend mit den Folgen zu beschäftigen. "Damit das Tattoo nicht zu sozialen und beruflichen Problemen führt, sollte man sich immer eine Stelle aussuchen, die problemlos abgedeckt werden kann", rät die Expertin. "Viele denken, der Oberarm sei problemlos.

Aber in Berufen, in denen weiße Oberhemden Pflicht sind, schimmert die Tätowierung durch", gibt die Hautärztin zu bedenken. Selbst das kleine Herzchen auf der Pobacke ist nicht immer vor den empörten Blicken der Kollegen geschützt. Denn in einigen Branchen werden Geschäftsabschlüsse durchaus in der Sauna getätigt. "Wer Zweifel hat, sollte sich gegen ein Tattoo entscheiden", so Rowe. (ddp.vwd)



FAZIT

Per Lasertherapie lassen sich Tattoos meist gut entfernen - aber nicht immer. Wie erfolgreich das Verfahren ist, hängt von der verwendeten Farbe ab, und davon, wie tief die Farbe in der Haut sitzt. Zwar entstehen bei der Therapie keine Narben, aber es kann zu Schwellungen und Entzündungen kommen. Die Kosten müssen die Patienten selbst tragen, außer das Tattoo muß aufgrund einer Allergie entfernt werden.

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