Kleines Loch schützt Herz nach Op vor Überdruck

BONN (eb). Früher galt der operative Verschluß eines Ventrikelseptum-Defektes als zu gefährlich, wenn Betroffene einen Lungenhochdruck hatten. Denn postoperativ konnte es zum Herzversagen kommen. Heute greifen Herzchirurgen, etwa an der Universitätsklinik Bonn, zu einem Trick: Sie verschließen den Defekt nicht vollständig. So bleibt eine kleine Öffnung als Überlaufventil, durch das Blut aus der rechten in die linke Kammer fließen kann, wenn der Druck in den Lungenarterien zu groß ist.

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Zum siebtem Mal haben Herzchirurgen um Privatdozent Christoph Schmitz von der Uni Bonn erfolgreich einen Patienten nach dieser Methode operiert, wie die Universität mitteilt. Die jetzt operierte 17jährige Schülerin hatte seit einem Jahr eine zunehmende Belastungsdyspnoe entwickelt. Ein Kinderarzt stellte die Diagnose Lungenhochdruck; Ursache war ein angeborener haselnußgroßer Ventrikelseptum-Defekt.

Wie kam es zum Lungenhochdruck? Durch das Loch in der Kammerscheidewand floß Blut aus der linken in die rechte Herzkammer und von dort aus in die Lungenarterien. Diese Volumen- und Druckbelastung führte zu einer Verhärtung der Lungenarterien und damit zum Lungenhochdruck.

Zusätzlich kommt es zu Herzproblemen: Die rechte Herzkammer muß einen großen Druck aufbringen, um das Blut in die verhärteten Lungenarterien zu pumpen. Die Kammer vergrößert sich, der Druck nimmt zu. Übersteigt der Druck in der rechten Kammer den in der linken Kammer, fließt sauerstoffarmes Blut vom rechten Herzen ins linke und von dort in die Körperarterien. Es kommt zur Zyanose.

"Dazu entwickelt sich zunehmend eine Herzmuskelschwäche, und das rechte Herz droht zu versagen. Die Betroffenen sind immer weniger körperlich belastbar und sitzen irgendwann sogar im Rollstuhl. Ihre Lebenserwartung ist deutlich verkürzt", so Privatdozent Johannes Breuer von der Uni-Kinderklinik. Dort wird die Schülerin weiter betreut.

Um den Druck im rechten Herzen nicht schlagartig durch den kompletten Verschluß des Defektes zu erhöhen, haben die Chirurgen ein kleine Öffnung als Überlaufventil offen gelassen.

Die Patientin hat nach Angaben der Klinik die Operation gut überstanden. Die Kollegen hoffen, daß sich ihre geschädigten Lungengefäße wieder erholen.

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