Je niedriger, desto besser - das gilt nicht für den Blutdruck

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Der Grundsatz "je niedriger, desto besser" (the lower, the better) mag beim Cholesterin seine Berechtigung haben - beim Blutdruck aber anscheinend nicht. Denn bei sehr niedrigen Blutdruckwerten nimmt zumindest bei KHK-Patienten paradoxerweise das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wieder zu.

Auf dieses aufgrund des J-förmigen Kurvenverlaufs der Ereignisrate auch als "J-curve" bezeichnete Phänomen hat eine Gruppe um Professor Franz Messerli aus New York schon vor Jahren aufmerksam gemacht. Ihre damalige Analyse basierte auf Daten der INVEST-Studie, in der es primär um den Vergleich zweier antihypertensiver Therapieregime bei mehr als 22 000 KHK-Patienten ging.

Die Analyse ergab, dass unterhalb einer bestimmten Blutdruckschwelle - der "Umkehrpunkt" lag bei etwa 112 / 72 mmHg - wieder eine Zunahme kardiovaskulärer Ereignisse zu verzeichnen war.

Beim Kongress der American Society of Hypertension (ASH) in San Francisco lieferte die Gruppe jüngst weitere Belege für ihre These. Diesmal haben sich die Forscher die TNT-Studie vorgenommen, in der zwei cholesterinsenkende Therapien von unterschiedlicher Intensität (mit 10 mg oder 80 mg Atorvastatin) bei KHK-Patienten verglichen worden waren.

Bei der Analyse der Ereignishäufigkeit in Abhängigkeit von der Blutdruckhöhe bot sich wieder das gleiche Bild: Niedrige Blutdruckwerte unterhalb einer bestimmten Schwelle - sie lag bei 140,6 / 79,8 mmHg und war damit höher als in INVEST - waren mit einer Zunahme von kardiovaskulären Ereignissen assoziiert. Allerdings verlief der Anstieg der Ereignisrate zunächst relativ flach. Wenn allerdings der systolische Blutdruck niedriger als 110 mmHg oder der diastolische Wert niedriger als 60 mmHg war, war die Ereignisrate dreimal höher als bei Werten um 140 / 80 mmHg.(ob)

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