Blutspende - gut gegen Bluthochdruck?

Blutspenden ist möglicherweise nicht nur eine gute Tat für andere, sondern auch für sich selbst. Eine klinische Vorstudie hat Hinweise geliefert, dass es den Blutdruck effektiv senkt. Nun wollen Forscher der Berliner Charité die Methode, die eigentlich zu den ausleitenden Verfahren der Naturheilkunde gehört, systematisch prüfen.

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Männer dürfen sechsmal im Jahr Blut spenden, Frauen viermal. Sollte, wer eine Hypertonie hat, dieses Angebot nutzen?

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© Klaro

BERLIN (eb). Ein experimenteller Aderlass hat in einer neuen Studie den Blutdruck um durchschnittlich 16 mmHg gesenkt.

Das sei ein großer Effekt, heißt es in einer Mitteilung der Charité-Universitätsmedizin Berlin.

Nun soll dort in einer größeren Studie untersucht werden, ob regelmäßiges Blutspenden eine Therapie bei Bluthochdruck sein könnte.

Gesucht werden dafür noch Teilnehmer aus Berlin mit erhöhtem Blutdruck. Sie sollten zwischen 30 und 65 Jahre alt sein, ihr oberer systolischer Wert sollte zwischen 140 und 160 mmHg liegen.

Der Blutdruck war im Mittel um 16 mmHg gesunken

Für die Vorstudie hat eine Arbeitsgruppe um Professor Andreas Michalsen Patienten mit metabolischem Syndrom - Bluthochdruck, Übergewicht, veränderten Blutfettwerten und Insulinresistenz - zweimal im Abstand von vier Wochen je 300 Milliliter Blut abgenommen.

Sechs Wochen danach haben sie die Blutdruckwerte mit denen einer Kontrollgruppe ohne die Therapie verglichen. Bei den behandelten Patienten war der Blutdruck im Mittel um 16 mmHg systolisch gesunken.

In Medikamentenstudien, zum Beispiel zu ACE-Hemmern oder Betablockern, finde man gewöhnlich geringere Absenkungen, so die Ärzte. Daneben hatten sich die Blutfettwerte der Teilnehmer gebessert.

Warum der blutdrucksenkende Effekt über längere Zeit anhält, wird derzeit diskutiert. Möglicherweise sei relevant, dass durch die Entnahme der Ferritinspiegel des Blutes gesenkt wird.

Michalsen und Professor Abdulgabar Salama, der Leiter des Instituts für Transfusionsmedizin der Charité, vermuten, dass sich ein hoher Eisengehalt möglicherweise negativ auf das Herz-Kreislauf-, aber auch auf das Immunsystem auswirkt.

Eisen fördert die Oxidation der Gefäße; ein niedriger Ferritinspiegel würde dann dazu beitragen, dass die Gefäßwände elastisch bleiben und den Druck besser ausgleichen.

Ob regelmäßiges Blutspenden als Therapie bei Hypertonie in Frage kommt und das kardiovaskuläre Risiko verringert, wollen Michalsen und Salama nun in einer klinischen Folgestudie zusammen mit der Karl und Veronica Carstens-Stiftung prüfen.

Denn bisher wurde der langfristige Effekt des Blutspendens auf den Blutdruck nicht systematisch erforscht.

Blutspender berichten über eine erhöhte Vitalität

Regelmäßige Blutspender hatten allerdings immer wieder über positive gesundheitliche Effekte berichtet: höhere Leistungsfähigkeit, besseres Körpergefühl, Vitalität.

Bisher gibt es in der wissenschaftlichen Literatur nur vereinzelt Untersuchungen dazu. In epidemiologischen Studien finden sich Hinweise, dass Blutspender ein vermindertes Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall haben.

Eine Blutentnahme zu therapeutischen Zwecken hat ihre Tradition im Aderlass. Das Verfahren wird heute nur noch selten angewendet, es gehört zu den ausleitenden Verfahren der Naturheilkunde.

Die öffentliche Hand stelle keinerlei Mittel für die Wissenschaft zur Komplementärmedizin bereit, sie müsse privat finanziert werden, heißt es in der Mitteilung.

Die Carstens-Stiftung hat die Blutspende-Studien an der Charité initiiert und unterstützt sie mit insgesamt 224.000 Euro.

Alle Informationen, auch zu den Modalitäten der Studienteilnahme, finden Sie im Internet unter der Adresse: www.bluthochdruck-blutspende.de

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