Überwachung im Vergleich

Welche Blutdruckmessung liefert die genaueste Risikovorhersage?

Was ist die zuverlässigste Methode der Blutdruckmessung, um das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und Tod eines Patienten vorherzusagen? Zwei Messungen schnitten in einer aktuellen Studie am besten ab.

Von Joana Schmidt Veröffentlicht:
Blutdrucküberwachung: Die 24-Stunden-Messung und die nächtliche Messung lieferten die genauesten Risikovorhersagen.

Blutdrucküberwachung: Die 24-Stunden-Messung und die nächtliche Messung lieferten die genauesten Risikovorhersagen.

© angellodeco / stock.adobe.com

Amerikanische Forscher verglichen verschiedene Methoden der Blutdruckmessung. Sie untersuchten die Assoziation von Mortalitätsraten und kardiovaskulären Ereignissen mit der Art der Blutdrucküberwachung über fast 14 Jahre. Nächtliche Messungen und ambulante Blutdruckmessung über 24 Stunden (ABPM) schienen die beste prognostische Aussagekraft zu haben (JAMA 2019; 322: 409-420).

ABPM-Verfahren kontrovers diskutiert

Nach Ansicht des Studienautors Dr. Jan Staessen der Universität Leuven in Belgien sollte das ABPN-Verfahren häufiger eingesetzt werden, um den Blutdruck zu messen. Dr. Philip Greenland von der Northwestern University in Chicago dagegen äußert sich in seinem Begleitkommentar vorsichtiger zu den Ergebnissen. Es gebe starke Korrelationen zwischen allen Messverfahren, egal ob sie ambulant oder in der Arztpraxis durchgeführt werden (JAMA. 2019; 322: 420-421).

Es sei nicht überraschend, dass die ambulante Methode die Risikovorhersage verbessere, denn je mehr Messdaten vorliegen, desto genauer ließe sich die Prognose des Patienten bestimmen. Das Ergebnis bedeute somit nicht zwangsläufig, dass ABPM in größerem Umfang eingesetzt werden sollte.

Die Forscher um Dr. Wen-Yi Yang der Universität Leuven nutzen Daten der internationalen Datenbank für ambulante Blutdruckmessung in Korrelation zu kardiovaskulären Ereignissen (IDACO). Ihre Analyse umfasste 13 Kohorten mit mehr als 11.000 Teilnehmern.

Sie waren im Durchschnitt 54,7 Jahre alt, 49,3 Prozent waren Frauen. 43,7 Prozent hatten Bluthochdruck (Grenzwert: 140/90 mm Hg), 46,5 Prozent davon nahmen blutdrucksenkende Medikamente.

Nächtliche und ambulante Messungen waren am präzisesten

Die Arbeitsgruppe untersuchte die Assoziation zwischen verschiedenen Blutdruckmessmethoden wie konventionellen und automatisierten Messungen in der Arztpraxis, ambulant über 24 Stunden, bei Tag und bei Nacht, mit Mortalitätsraten und kardiovaskulären Ereignissen (kardiovaskuläre Mortalität, nicht-tödliche kardiovaskuläre Ereignisse, Herzinsuffizienz und Schlaganfall).

Beide Endpunkte waren am stärksten mit einem Blutdruckanstieg in Nacht- und 24-Stunden-Messungen assoziiert. Für jeden Anstieg des nachts gemessenen Blutdrucks um 20/10 mm Hg, stieg das Mortalitätsrisiko um 23 Prozent und das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse um 36 Prozent.

Die Autoren sehen die ambulante Blutdrucküberwachung als optimale Methode, die eine präzisere Risikostratifizierung bei Patienten mit oder ohne Verdacht auf Bluthochdruck zulässt, im Vergleich zur Blutdruckmessung in der Arztpraxis. Besonders die nächtlichen Messungen seien effizient, da die Werte nicht durch körperliche Aktivität oder Ernährung der Patienten beeinträchtigt werden.

Weitere Infos aus der Kardiologie unter www.springermedizin.de

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