Herzinsuffizienztherapie in Deutschland besser als erwartet

MANNHEIM (gvg). Deutsche Kardiologen verordnen bei Herzinsuffizienz-Patienten mehr Betablocker und weniger Diuretika als im europäischen Durchschnitt. Insgesamt aber werden die Therapieleitlinien zur Herzinsuffizienz noch immer zu wenig umgesetzt.

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Beim Kardiologen-Kongreß in Mannheim berichtete Professor Erland Erdmann von der Universität Köln über die Mahler-Studie, bei der die Versorgungswirklichkeit in kardiologischen Praxen in mehreren europäischen Ländern verglichen wurde.

In jedem Land wurden per Zufall 25 kardiologische Praxen ausgewählt, die jeweils 20 Patientendatensätze beisteuerten, fast ausschließlich von Patienten im NYHA-Stadium II oder III.

Das Ergebnis dieser Stichprobe: Im europäischen Mittel erhalten 87 Prozent der von Kardiologen betreuten Herzinsuffizienz-Patienten einen ACE-Hemmer oder einen AT1-Rezeptorantagonisten, 53 Prozent einen Betablocker, 79 Prozent ein Diuretikum, 41 Prozent ein Digitalispräparat und 28 Prozent einen Aldosteron-Rezeptorantagonisten.

"Bei der Betablockerverordnung liegen deutsche Kardiologen mit einer Verordnungsquote von 66 Prozent über dem Durchschnitt", so Erdmann. Umgekehrt sei es dagegen bei der Verordnung von Diuretika, die nur 61 Prozent der herzinsuffizienten Patienten in Deutschland erhalten.

Bei den übrigen Präparaten liegen deutsche Kardiologen in etwa im europäischen Durchschnitt, auch beim Digitalis, bei dem Deutschland in der Verordnung lange Zeit als Weltmeister galt.

Auf den insgesamt etwas besser als erwartet ausgefallenen Ergebnissen ausruhen sollten sich die Ärzte nicht, wie Erdmann betonte. Vor allem bei den Betablockern sieht der Kardiologe noch immer großen Nachholbedarf, zumal zu befürchten sei, daß der Anteil der Patienten ohne Betablocker bei Nicht-Kardiologen höher sei als in der Mahler-Studie.

Daß eine leitliniengetreue Behandlung den Patienten nutzt, läßt sich auch an einer anderen Beobachtung ablesen: Bei jenen Patienten, die gemäß den Leitlinien behandelt wurden, kam es nur in etwa sieben Prozent der Fälle zu einer Hospitalisierung im Beobachtungszeitraum. Bei jenen, die nicht leitliniengerecht therapiert wurden, war die Hospitalisierungsquote hingegen doppelt so hoch.

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