Gesellschaft für Innere Medizin fordert PAVK-Screening

Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin fordert ein Screening alter Menschen auf periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK). Durch den einfachen rechnerischen Vergleich des Blutdrucks an Arm und Bein - den Knöchel-Arm-Index - lässt sich eine PAVK leicht erkennen.

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Selbst beschwerdefreie PAVK-Patienten seien hochgradig gefährdet, innerhalb weniger Jahre einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu bekommen. Eine aktuelle Studie bestätige den Nutzen des Tests, teilt die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) mit. Experten der DGIM forderten bei einer Veranstaltung in Berlin deshalb für alte Menschen Reihenuntersuchungen.

Die Bestimmung des Knöchel-Arm-Index - auch Ankle Brachial Index (ABI) - ist die Diagnose-Methode der Wahl. Liegt der ABI unter 0,9, spricht dies für eine Durchblutungsstörung der Beine. Diese bleibe sonst oft lange unbemerkt. Bekanntlich empfinden die Betroffenen erst in späten Stadien Schmerzen in den Waden.

"In der Praxis wird der Knöchel-Arm-Index jedoch viel zu selten bestimmt", beklagt Professor Curt Diehm vom Klinikum Karlsbad-Langensteinbach. Im Rahmen der Studie getABI haben der Gefäßspezialist und weitere Forscher die Vorteile des Tests belegt. Die Kollegen nutzten dafür die Daten von 344 Arztpraxen, die im Oktober 2001 bei insgesamt 6880 Patienten im Alter über 65 Jahren den Knöchel-Arm-Index bestimmt hatten. Jeder fünfte untersuchte Senior hat, oft ohne es zu wissen, eine arterielle Verschlusskrankheit. "PAVK ist eine der wichtigsten Markererkrankungen für eine koronare Atherosklerose und das damit assoziierte Risiko für Herzinfarkt oder plötzlichen Herztod", sagt der Kardiologe Professor Harald Darius vom Vivantes Klinikum Berlin-Neukölln. Dieses Risiko sei für Menschen mit PAVK höher als für Diabetiker.

Die Patienten werden seit Beginn der Studie regelmäßig nachuntersucht. "Dies macht die getABI-Studie zu einer der größten epidemiologischen Hausarztstudien weltweit”, betonte Professor Rainer Kolloch aus Bielefeld. Als Vorsitzender der DGIM macht er Bluthochdruck und Gefäßerkrankungen zum Schwerpunkt des 115. Internistenkongresses vom 18. bis 21. April 2009 in Wiesbaden.

Zu den jüngsten Erkenntnissen von getABI gehört, dass eine PAVK die Lebenserwartung älterer Menschen mehr verkürzt als eine Diabeteserkrankung: In den ersten fünf Jahren der Nachbeobachtung starben 13 Prozent der Patienten mit Diabetes und 18 Prozent der Patienten mit PAVK. Lagen beide Krankheiten vor, betrug die Sterberate sogar mehr als 28 Prozent. "Ebenso wie ein Diabetes gilt die PAVK zwar als Vorbote eines Herzinfarkts", sagt Darius. Die Konsequenz, gezielt nach den Patienten zu suchen, werde jedoch zu selten gezogen.

Die Bestimmung des Knöchel-Arm-Index eigne sich für ein Screening besonders, da sie schnell und einfach sei. Eine frühe, umfassende Behandlung von Risiken, die eine PAVK begünstigen, könnten vor Folgen wie Schlaganfall und Herzinfarkt schützen. Auf lange Sicht würde dies beträchtliche Kosten im Gesundheitswesen sparen, so die DGIM. (eb)

www.dgim2009.de

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Kommentare
Kurt Göpel 02.02.200918:12 Uhr

Gesellschaft für Innere Medizin fordert PAVK-Screening

Völlig in Ordnung! Durch Messung des ABI mittels Doppler habe ich so manche pAVK herausgefischt und zur Therapie zugeführt. Aber Nebenbemerkung: Die Untersuchung ist rel. zeitaufwendig, gleich wer sie durchführt, der Arzt oder eine gut geschulte Arzthelferin. Und dann kommt die Frage: Für lau? Nur um Kosten im Gesundheitswesen zu sparen?? Mein Doppler hat jetzt den Geist aufgegeben ( nach ca´. 10 Jahren), aber die Investition von ca. 800 € rechtnet sich nicht!!! Betreibswirtschaftlich nicht sinnvoll, da keine Einkünfte zu erwarten sind! Liebne Gesellschaft für Innere Medizin: Wenn Ihr schon neue Leistungen fordert, dann fordert gefälligst auch eine adäquate Bezahlung dieser Leistung!! Wie heißt es noch so schön?: Der Leistung mußt das Geld folgen! Und wenn das Gesundtheitssyastem eine Menge Geld einspart, so muß!! sie dieses auch honorieren!

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