Jeder Zweite hat Beschwerden durch eine Venenkrankheit

BONN (djb). Fortgeschrittene Stadien der chronisch venösen Insuffizienz (CVI) sind in den vergangenen 20 Jahren viel seltener geworden. Versorgungsdefizite bestehen jedoch nach wie vor bei den weniger ausgeprägten Formen, etwa bei Besenreisern, Krampfadern oder Schwellung der Unterschenkel, wie die Bonner Venen-Studie ergeben hat.

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Auch im frühen Stadium seien Venenkrankheiten keine Bagatell-Erkrankungen und weit mehr als ein kosmetisches Problem. Daran hat Professor Eberhard Rabe von der Universitätsklinik Bonn erinnert.

Mit frühzeitiger Therapie ist die Progression aufzuhalten

Mit einer frühzeitigen Therapie könnten nicht nur die Beschwerden wie Schweregefühl der Beine, Schwellungsneigung, Juckreiz oder Schmerzen beim Stehen gelindert, sondern auch das Fortschreiten des chronischen Krankheitsbildes zu schmerzhaften Venenentzündungen oder tiefen Beinvenenthrombosen aufgehalten werden, sagte Rabe bei einer Veranstaltung des Unternehmens Boehringer Ingelheim in Bonn.

In der Bonner Venenstudie wurden bei 3072 per Zufall ausgewählten Teilnehmern zwischen 18 und 79 Jahren Häufigkeit und Ausprägung von chronischen Venenerkrankungen untersucht (Phlebologie 32, 2003, 1).

Demnach haben nur zehn Prozent der Bevölkerung keine Veränderungen der Venen. 59 Prozent haben Besenreiser oder retikuläre Venen, bei 14 Prozent besteht eine Varikose, und 13 Prozent haben Ödeme. Nur 0,7 Prozent haben ein abgeheiltes oder florides Ulcus cruris. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung klagt über die für Venenkrankheiten typischen Beschwerden, so Rabe.

Aber: Insgesamt wird weniger als ein Viertel der Betroffenen wegen einer Venenkrankheit behandelt. In den Anfangsstadien der Erkrankung liegen die Behandlungszahlen unter 50 Prozent.

Nach den Ergebnissen der Bonner Venenstudie werden bislang erst 41 Prozent der Patienten mit ersten Schwellungen im Unterschenkelbereich und 39 Prozent der Patienten mit Krampfadern ohne Hautveränderungen venenspezifisch behandelt. Etwas besser sieht es bei den höheren Schweregraden aus: 74 Prozent der Patienten mit Hautveränderungen und 100 Prozent der Ulkus-Patienten erhalten eine spezifische venöse Therapie.

Klassische Therapien werden weniger verordnet

Leider seien die Verordnungszahlen für klassische Behandlungen mit nachgewiesener Wirksamkeit, etwa für Medikamente wie Roter Weinlaubextrakt (Antistax®) oder für medizinische Kompressionsstrümpfe rückläufig, sagte Rabe. Sie sollten aber empfohlen werden, auch wenn sie inzwischen nicht mehr erstattungsfähig sind.

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