Neues Kalzimimetikum für Dialyse-Patienten

MÜNCHEN (wst). Das Kalzimimetikum Cinacalcet verspricht nun verbesserte Behandlungschancen beim sekundären Hyperparathyreoidismus, einer häufigen und schwerwiegenden Komplikation bei fortgeschrittener chronischer Niereninsuffizienz. Das Präparat ist seit Dezember in Deutschland zugelassen.

Veröffentlicht:

Bei Niereninsuffizienz kann es zu einer sekundären Nebenschilddrüsenüberfunktion kommen. Denn Phosphatausscheidung und Bildung von Vitamin D3 in der Niere sind vermindert. Weil das Vitamin die Kalziumresorption fördert, kommt es durch die Verminderung zur Hypokalzämie. Das stimuliert die Nebenschilddrüse zur Parathormon-Ausschüttung. Dieses Hormon fördert dann die Freisetzung von Kalzium aus Knochen. Es bindet mit Phosphat zu unlöslichen Kalzium-Phosphat-Komplexen.

Für Lebensqualität und Überlebenszeit entscheidend seien die massiven Gefäßverkalkungen, hat Professor Eberhard Ritz vom Heidelberger Rehabilitationszentrum für chronisch Nierenkranke betont. Denn dadurch ist die kardiovaskuläre Sterberate so stark erhöht.

Für die schlechte Prognose bei Niereninsuffizienz und Nebenschilddrüsenüberfunktion sind nicht nur ein zu hoher Parathormon-Spiegel, sondern auch der gestörte Kalzium-Phosphathaushalt entscheidend. Parathormon-, Kalzium- und Phosphatwerte gleichermaßen ins Lot zu bringen, habe sich mit herkömmlichen Medikamenten als schwierig erwiesen, sagte Ritz bei der Pressekonferenz von Amgen in München.

Das Kalzimimetikum Cinacalcet (Mimpara®) senkt effektiv hohe Parathormon-Spiegel und zugleich zu hohe Kalzium- und Phosphatwerte im Blut. Es aktiviert Calcium-Sensing Rezeptoren (CaSR), die in hoher Konzentration auf Zellen der Nebenschilddrüse lokalisiert sind. Das Kalzimimetikum simuliert damit also einen höheren Kalziumspiegel als vorhanden und bewirkt so eine Hemmung der Parathormon-Freisetzung.

Mehr zum Thema

Schilddrüsenwoche 2024

Eine Autoimmunthyreoiditis kommt selten allein

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen