Eines von 750 Babys hat CMV-Schäden

WÖRNBRUNN (sto). Das Zytomegalievirus (CMV) ist die häufigste Ursache von Infektionen bei Neugeborenen. Infiziert sich eine Schwangere zum ersten Mal in ihrem Leben mit CMV und werden die Viren auf das Kind übertragen, kann das bei ihm zu Entwicklungsstörungen und dauerhaften Hörschäden führen.

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Nach Angaben der US-Center for Disease Control (CDC) wird eins von 750 Neugeborenen mit einem Schaden durch CMV geboren. Das hat Professor Klaus Friese, Direktor der Frauenklinik der Universität München, berichtet. Zu den häufigen Spätschäden einer konnatalen CMV-Infektion gehören Innenohrschwerhörigkeit, Sprachstörungen sowie neurologische Zeichen eines Hirnschadens, wie Friese bei den Grünwalder Gesprächen in Wörnbronn gesagt hat.

Etwa die Hälfte der Frauen in Deutschland sind nach Frieses Angaben seropositiv, das heißt, sie haben bei einer Infektion schützende Antikörper erworben.

Problematisch ist jedoch, dass sich etwa ein Prozent der Frauen erstmals während einer Schwangerschaft mit CMV infiziert. Bei häufigem und engem Kontakt mit kleinen Kindern, wie bei Kindergärtnerinnen oder Lehrerinnen, ist das Infektionsrisiko erhöht, sagte Friese bei der vom Unternehmen Biotest unterstützten Veranstaltung. Bei etwa 40 Prozent der primär infizierten Schwangeren werde das Virus auf das Kind übertragen.

Meist ist der Immunstatus einer Schwangeren unbekannt. Ein CMV-Antikörper-Suchtest gehört nicht zum Routine-Screening und kann bisher nur als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) angeboten werden. Kommt es zu einer Infektion während der Schwangerschaft, kann nach Studienergebnissen die Rate von Übertragungen des Virus auf das ungeborene Kind mit Hyperimmunglobulinen deutlich gesenkt werden. Symptomatischen kongenitalen CMV-Infektionen und deren Folgen wird so vorgebeugt. In Deutschland sei eine solche Behandlung mit Immunglobulinen derzeit allerdings nur Off-label möglich, so Friese.

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