INTERVIEW

"Beim Hautkrebs gibt es eine große Chance - er ist sichtbar"

Am 10. und 11. November ist es wieder soweit. Dann findet in Wiesbaden das Derma-Update statt. Neue Erkenntnisse zu Pathogenese und Therapie vor allem bei Psoriasis, atopischem Ekzem und Hautkrebs stehen im Mittelpunkt. Welche Erkenntnisse auch für Hausärzte wichtig sind, hat Professor Thomas Schwarz im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" Angela Speth erläutert. Der Dermatologe aus Kiel leitet das Update mit Professor Thomas Luger aus München.

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Ärzte Zeitung: Welche Erkenntnisse zur Psoriasis sind für Hausärzte relevant?

Professor Thomas Schwarz: Wichtig zu wissen ist, dass Biologicals für die Therapie bei Psoriasis immer bedeutsamer werden. Der Grund: Es werden immer mehr Risikogene entdeckt, die einen Ausgangspunkt für die Entwicklung von Biologicals darstellen. Zum Beispiel wurden bei Patienten Mutationen im IL-23-Rezeptor gefunden, und mittlerweile gibt es klinische Studien mit Antikörpern gegen IL-23. Bereits zugelassen sind Antikörper gegen TNF-alfa. Zwar leitet üblicherweise ein Dermatologe die Therapie mit Biologicals ein, aber oft setzt ein Hausarzt die Injektionen oder Kurzinfusionen fort. Dabei gilt es, auf Infekte zu achten, etwa Erysipel oder Pneumonie, denn die Patienten sind während der Therapie dafür anfälliger. Sobald erste Zeichen erkennbar sind, ist eine Unterbrechung notwendig. Allgemein sind Biologicals aber gut verträglich.

Ärzte Zeitung: Was gibt es Neues zum atopischen Ekzem?

Schwarz: Hier setzt sich immer mehr eine neue Erkenntnis durch: Die Störung der Hautbarriere ist wahrscheinlich oft die Ursache, nicht bloß die Folge immunologischer Prozesse, wie man bisher dachte. Durch die schlecht geschützte Haut dringen leichter Allergene ein, die dann das Immunsystem aktivieren. So haben Forscher bei einem großen Teil der Patienten Mutationen im Filaggrin-Gen entdeckt, das für den Aufbau der Hautbarriere entscheidend ist.

Diese Ergebnisse wirken sich auf die Therapie aus: Auch zwischen den Schüben darf die Pflege nicht vernachlässigt werden. Eine weitere Botschaft: Schübe möglichst früh abfangen, etwa mit Steroiden, und dann bald zu anderen Wirkstoffen wechseln, etwa Calcineurin-Hemmern.

Ärzte Zeitung: Welche Empfehlungen gelten zum Thema Hautkrebs?

Schwarz: Ich lege Wert darauf, dass bei Basaliomen selbst noch im hohen Alter behandelt werden sollte. Zwar können Basaliome nicht metastasieren, aber es gibt schwere Schäden, wenn sie ulzerieren. Allgemein geht bei oberflächlichen Basaliomen und aktinischen Keratosen der Trend zu oberflächlichen Therapien. Dazu gehört die photodynamische Therapie mit Photosensibilisator und anschließender Bestrahlung, weiterhin die lokale Immunmodulation mit Imiquimod-Creme. Ein Appell noch: auf Früherkennung achten, denn das ist immer noch die wirksamste Therapie beim Hautkrebs, vor allem beim Melanom. Es ist erschütternd, wie viele Patienten in späten Stadien kommen. Dabei gibt es beim Hautkrebs eine große Chance: Er ist sichtbar, viele Formen auch an exponierten Stellen wie Gesicht und Händen.

Informationen und Anmeldung: www.derma-update.de

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