Therapieplanung

Deutsche Krebsgesellschaft mit neuem Zweitmeinungs-Angebot

Patienten mit Darm- oder Prostatakrebs können sich ab 1. April eine ärztliche Zweitmeinung bei Zentren einholen, die von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert wurden.

Anke ThomasVon Anke Thomas Veröffentlicht:
Über www.krebszweitmeinung.de können sich Patienten, die an Darm- oder Prostatakrebs erkrankt sind, eine ärztliche Zweitmeinung einholen. HMO

Über www.krebszweitmeinung.de können sich Patienten, die an Darm- oder Prostatakrebs erkrankt sind, eine ärztliche Zweitmeinung einholen. HMO

© HMO

BERLIN. Das Pilotprojekt zur Zweitmeinung der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) startet zum 1. April, teilt die DKG am Donnerstag mit.

Dann können sich Patienten mit Darm- und Prostatakrebs eine qualifizierte ärztliche Zweitmeinung in den rund 140 DKG-zertifizierten Darm- und 40 Prostatakrebszentren einholen, so die DKG in einer Pressemitteilung.

Zunächst können sich Patienten über das Portal www.krebszweitmeinung.de oder telefonisch bei dem Partner der DKG – der HMO Health Management Online AG – melden.

Hier müssen die Ratsuchenden dann die Erlaubnis erteilen, dass ihre medizinischen Daten in einer elektronischen Patientenakte (ePa) gespeichert und an DKG-zertifizierte Zentren zur Erstellung einer Zweitmeinung weitergegeben werden.

Fall wird in Konferenz besprochen

Die Patienten haben zwei Möglichkeiten: Sie können sich die Zweitmeinung per Aktenlage einholen. Alternativ ist eine persönliche Vorstellung an einem DKG zertifizierten Zentrum möglich. In beiden Fällen, so die DKG, wird der Fall in einer interdisziplinären Tumorkonferenz des Zentrums diskutiert.

Mit dieser Zweitmeinung haben die Krebserkrankten im Anschluss die Möglichkeit, das weitere Behandlungskonzept mit ihrem Arzt zu besprechen. Um die Bedürfnisse der Patienten im Hinblick auf das Zweitmeinungsverfahren besser zu erfassen und den Ablauf optimal zu gestalten, soll das Pilotprojekt evaluiert werden.

Auch wenn für viele Krebserkrankungen verschiedene Behandlungskonzepte denkbar seien und nicht für jede Fallkonstellation nach aktuellem medizinischen Kenntnisstand eine eindeutige Therapieempfehlung vorgegeben werde, hätten gesetzlich versicherte Krebspatienten bislang keinen Anspruch auf eine Zweitmeinung, begründet die DKG ihr Engagement. Zwar würden einige Krankenkassen die Kosten für die Zweitmeinung übernehmen.

Viele der verfügbaren Zweitmeinungsangebote erfüllten aber nicht die Anforderungen an eine qualifizierte ärztliche Zweitmeinung, erläutert Professor Thorsten Schlomm, Klinik für Urologie an der Berliner Charité. Außerdem würden derzeit nur etwa 40 Prozent der Patienten mit der Erstdiagnose Krebs an einem DKG-zertifizierten Zentrum behandelt.

Doch auch bei diesen vierzig Prozent, die über eine qualifizierte Erstmeinung verfügten, könnten gute Gründe dafür sprechen, eine Zweitmeinung einzuholen: Für viele Krebserkrankungen seien verschiedene Behandlungskonzepte denkbar und nicht für jede Fallkonstellation sei nach dem aktuellen medizinischen Kenntnisstand eine eindeutige Therapieempfehlung vorgegeben.

Studie zur Darmkrebs-Versorgung

Ein weiteres Projekt der DKG rückt die Qualität der Behandlung aus Perspektive von Darmkrebs-Patienten in den Fokus. Ziel der Studie ist, die Versorgungsqualität in Zentren aus Sicht der Patienten zu beleuchten und krankenhausbezogene Unterschiede zu erkennen.

An „Edium“ („Ergebnisqualität bei Darmkrebs: Identifikation von Unterschieden und Maßnahmen zur flächendeckenden Qualitätsentwicklung“) nehmen hundert DKG-zertifizierte Zentren teil.

Außerdem konnten laut DKG seit Januar mehr als 1000 Patienten in die Studie eingeschlossen werden. Die Zentren erfassen dabei klinische Endpunkte sowie Patient-Reported Outcomes.

Aus den Ergebnissen sollen Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung abgeleitet werden. Die Studie wird nach Angabe der DKG vom Innovationsausschuss finanziert.

An Edium sind neben der DKG und den Zentren das Zertifizierungsinstitut OnkoZert, die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Darmkrebszentren, die Deutsche ILCO als Selbsthilfevereinigung sowie das Institut für Medizinische Statistik und Bioinformatik der Kölner Uniklinik beteiligt.

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