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Bestrahlung bald mit Protonen statt Photonen?

Eine Bestrahlung mit Partikeln ist biologisch wirksamer und schont das umgebende Gewebe.

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BERLIN. Über 80 Prozent der Patientinnen mit Brustkrebs erhalten eine Strahlentherapie - zur Prävention von Rezidiven und zur Verbesserung des Langzeitüberlebens.

In der bislang eingesetzten konventionellen Strahlentherapie geschieht dies mit Photonen. Dieses Verfahren könnte künftig an Stellenwert verlieren. Denn die Partikelstrahlentherapie mit Protonen und Kohlenstoffionen könnte ihm den Rang ablaufen.

Diese neue Form der perkutanen Strahlentherapie hat erhebliche Vorteile, wie Professor Rita Engenhart-Cabilic von der Universitätsklinik Gießen/Marburg beim Senologie-Kongress in Berlin erläuterte: Beide Partikel ermöglichen aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften eine im Vergleich zu Photonen veränderte und besonders präzise räumliche Dosisverteilung.

Umliegende Organe werden weniger in Mitleidenschaft gezogen. "Die Partikel treffen präzise das Target. Gesundes Gewebe wird geschont." Und: Kohlenstoffionen unterscheiden sich von Photonen, aber auch von Protonen zusätzlich durch eine bessere relative biologische Wirksamkeit: Ihre zellabtötende Wirkung im Gewebe übertrifft die der anderen Strahlen.

Angenommen wird ein höherer Effekt im Tumor als in gesundem Gewebe. Durch diese besonderen physikalischen und biologischen Eigenschaften der Partikel erhoffen sich die Radioonkologen ein Minus an therapiebedingten Nebenwirkungen und ein Plus an Tumorheilung.

Engehart-Cabilic schränkte aber ein, dass es sich bei der Partikelstrahlentherapie um keine vollständig evaluierte und keine evidenzbasierte Therapie handelt. Insbesondere mit Kohlenstoffionen seien bislang weltweit nur etwa 3000 Patienten behandelt worden.

Partikelstrahlen werden deshalb, von wenigen Ausnahmen abgesehen, derzeit nur innerhalb klinischer Studien eingesetzt. Für Patientinnen mit Brustkrebs wird der Nutzen der Partikelstrahlen für zwei besondere klinische Fragestellungen untersucht:

Bei Patientinnen nach Mastektomie wird geprüft, ob die Protonenstrahlentherapie der Brustwand Lunge und Herz besser als bislang schont und dadurch bedingte Nebenwirkungen, die noch Jahre nach Strahlentherapie auftreten können, reduziert.

Bei Patientinnen mit sehr kleinen und wenig aggressiven Tumoren wird geprüft, ob nach operativer Entfernung des Tumors die gesamte Brust bestrahlt werden muss oder ob eine Teilbestrahlung der Brust ausreicht.

Die Partikelstahlentherapie wird momentan nur an wenigen universitären Tumorzentren angeboten, so in Heidelberg und Essen, in Kürze auch in Dresden und Marburg. (feb)

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