Hypericumextrakt mindert auch Begleitsymptome Depressiver

BERLIN (ene). Der Johanniskrautextrakt Neuroplant® vermindert nicht nur die Kernsymptome einer Depression, sondern auch damit verbundene Schlafstörungen und krankheitsinduzierte Angstzustände. Dies hat eine Metaanalyse mit den Originaldaten von drei doppelblinden, randomisierten, multizentrischen Studien mit insgesamt 544 Patienten ergeben.

Veröffentlicht:

Alle Studienteilnehmer litten unter leichten bis mittelschweren Depressionen und wurden mit dem Johanniskrautextrakt behandelt. Professor Siegfried Kasper von der Universitätsklinik Wien hat die Ergebnisse seiner Metaanalyse beim wissenschaftlichen Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde in Berlin vorgestellt.

Kasper betonte beim Symposium des Unternehmens Dr. Willmar Schwabe, daß bislang nur wenige systemische Untersuchungen zum Wirkprofil von Johanniskraut zur Verfügung stünden. "Ziel unserer Studie war es, nicht nur die Wirksamkeit, sondern auch das Wirkprofil der antidepressiv wirksamen Pflanzenextrakte genauer zu charakterisieren", berichtete der Psy-chiater.

Die Hauptzielvariable für die Beurteilung der Wirksamkeit war in allen Studien die Veränderung des Punktwertes der Hamilton-Depressionsskala (HAMD) zwischen Behandlungsbeginn und Behandlungsende. Zur Beurteilung des klinischen Wirkprofils wurden die mit der Hamilton-Skala erfaßten Einzelsymptom-Beschreibungen ausgewertet. Zudem erfolgte die Beschreibung der Veränderung von Symptom-Komplexen.

Dabei konnten zwei Symptomkomplexe für die Beschreibung des Wirkprofiles von Hypericumextrakt ermittelt werden. Im ersten Komplex werden die Leitsymptome der Depressivität zusammengefaßt. Der zweite Symptomenkomplex enthält die depressionsbezogene Ängstlichkeit sowie den Komplex der Schlafstörungen. Für beide Symptomkomplexe wurde eine deutliche Verminderung durch Hypericumextrakt und eine Überlegenheit im Vergleich zu zu Placebo nachgewiesen.

Damit sei erstmals belegt worden, daß Hypericumextrakt auch die Begleitsymptome bei einer Depression klinisch bedeutsam mildert, sagte Kasper. Er betonte, daß diese Ergebnisse nur für den untersuchten Extrakt gelten. "Leider unterscheiden sich die Zusammensetzungen der verwendeten Extrakte sehr stark in ihrer Wirkung. Unsere Studienergebnisse beziehen sich nur auf den untersuchten Extrakt."

In einer weiteren, noch nicht beendeten Studie wird der Einsatz des Hypericumextraktes in der Langzeittherapie untersucht. An dieser Studie nehmen 435 Patienten mit rezidivierenden, leicht bis mittelschweren depressiven Störungen teil. Alle Patienten hatten in den vergangenen fünf Jahren mindestens drei depressive Episoden. Patienten, die eine Erhaltungstherapie mit doppelblindem Design über 26 Wochen ohne Rückfall beenden, werden für weitere 52 Wochen mit dem Hypericumextrakt oder Placebo behandelt.

Die Studie, deren Design den neuen internationalen Standards entspricht, wird, so die Erwartung der Forscher, die Bedeutung von Hypericumextrakt in der Langzeittherapie und Rückfallprophylaxe neu definieren. Erste Ergebnisse werden in diesem Jahr erwartet.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen