M. Parkinson beeinträchtigt die Psyche

BERLIN (ugr). Nicht-motorische Symptome (NMS) wie psychische oder gastrointestinale Beeinträchtigungen können für Patienten mit M. Parkinson einen größeren Einfluss auf die Lebensqualität haben als motorische. Dies wird in der Therapie bislang jedoch zu wenig berücksichtigt. Eine neu entwickelte Skala und ein Fragebogen sollen Abhilfe schaffen.

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Die Parkinson-Therapie habe sich bisher vorwiegend auf die motorischen Symptome fokussiert, sagte Professor Per Odin aus Bremerhaven. Primäres Therapieziel sei es meist, motorische Fluktuationen und Dyskinesien zu vermeiden. Mit pharmakologischen dopaminergen Therapie-Optionen oder der tiefen Hirnstimulation könne dieses Ziel häufig über einen langen Zeitraum realisiert werden. "Noch größere Bedeutung für die Lebensqualität haben aber die nicht-motorischen Symptome", sagte Odin beim Neurologen-Kongress.

Eigenen Untersuchungen und weiteren Studien zufolge leiden bis zu 45 Prozent der Patienten unter Depressionen. Anhedonie, Demenz und Halluzinationen werden bei bis zu 40 Prozent der Parkinson-Patienten beobachtet. Ebenfalls weit verbreitet: Gastrointestinale Beschwerden wie Dysphagie, Obstipation oder unwillkürlicher Speichelaustritt sowie Schmerzen, Schlafstörungen, kardiovaskuläre und urologische Beeinträchtigungen. "Das vergessen wir oft in der Sprechstunde. Dabei sind Patienten mit nicht-motorischen Störungen meist gut behandelbar", so Odin bei dem von Boehringer Ingelheim ausgerichteten Symposium.

Odin hat in Zusammenarbeit mit Professor Kirti N. Chaudhuri aus London eine Skala und einen Fragebogen für nicht-motorische Parkinson-Symptome zusammengestellt und validiert. Der Fragebogen enthält 30 Fragen zu allen wesentlichen NMS, die der Patient mit Ja oder Nein beantworten kann. Die durchschnittliche Zeit, die zum Ausfüllen benötigt wurde, betrug während der Validierung sechs Minuten. Odin schlägt vor, den Fragebogen künftig vor der Therapie in Klinik oder Praxis ausfüllen zu lassen. Er wird derzeit ins Deutsche übersetzt und könnte ebenso wie die neue Bewertungsskala für Ärzte noch in diesem Jahr verfügbar sein, eventuell über das Kompetenznetz Parkinson, so Odin zur "Ärzte Zeitung".



STICHWORT

Morbus Parkinson und Depressionen

Etwa vier von zehn Parkinson-Patienten haben eine klinisch manifeste Depression. Die Depressionen kommen in allen Krankheitsstadien vor. Sie können in der Frühphase der Erkrankung den Kardinalsymptomen Rigor, Tremor und Akinese vorausgehen. Als Ursachen gelten die Degeneration von dopaminergen und von noradrenergen und serotonergen Nervenverbindungen. So konnte mit bildgebenden Verfahren belegt werden, dass es bei depressiven Parkinson-Kranken in Gebieten wie dem Locus coeruleus, der Amygdala so wie in weiten Teilen des Limbischen Systems zu einem Mangel an Dopamin- und Noradrenalin-Transport-Proteinen kommt. (eb)

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