Suizidversuch mit Puffotter

BERLIN (gvg). Suizide mit Giftschlangen kennt die Weltliteratur spätestens seit Kleopatra. Auch im 21. Jahrhundert kann sich hinter einem Schlangenbiss ein Suizidversuch verbergen - wie Ärzte vom Klinikum rechts der Isar in München jetzt lernen mussten.

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Puffotter

Puffotter

© Foto: Julius Rückert / Wikipedia

In diesem Fall handelte es sich allerdings nicht um eine Königin, sondern um einen 20-jährigen Arbeiter, der nach dem Biss einer Puffotter in die Hand in die Intensivstation kam. (Der Nervenarzt 79, 2008, 604). Er gab zunächst an, dass der Biss beim Melken der Schlange entstanden sei. Erst auf Nachfrage berichtete er von dem Suizidversuch und davon, dass er sich außer der Puffotter auch noch eine Speikobra mit explizit suizidaler Absicht zugelegt habe.

Die Ärzte waren misstrauisch geworden, weil der Patient psychisch auffällig war. Er wirkte formalgedanklich umständlich und zeigte sich sehr eingeengt auf eine vermeintliche Schmerzsymptomatik am Penis. Der hinzu gezogene Psychiater deutete dieses Symptom als Zönästhesie und diagnostizierte eine hebephrene Schizophrenie.

Durch eine Therapie mit zunächst Quetiapin und Haloperidol, später Olanzapin und Risperidon verschwand zumindest die Zönästhesie. Der Schlangenbiss selbst führte zu Komplikationen, die letztlich eine Amputation des Zeigefingers nötig machten.

Die Autoren von der Klinik für Psychiatrie der TU München weisen in ihrem Beitrag darauf hin, dass Schlangenbisse bei Haltern exotischer Giftschlangen in Deutschland zunähmen. Ein Grund sei, dass die Tiere via Internet leicht anonym erworben werden könnten.

Auch der in der Kasuistik geschilderte Patient hatte seine zwei Schlangen auf diesem Wege erworben. Generell sei es sinnvoll, Patienten, die von exotischen Giftschlangen in Heimhaltung gebissen worden seien, auch auf psychische Störungen zu untersuchen. Vor allem bizarre Berichte über die Art des Bisses sollten den Verdacht auf psychische Erkrankung lenken.

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