Gynäkologie

Akupressur hilft bei Regelschmerzen

Wissenschaftler der Berliner Charité sind der Frage nachgegangen, ob sich Regelschmerzen mit Akupressur nachhaltig reduzieren lassen und ob dafür eine Smartphone-App als Anleitung taugt.

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Bei der Akupressur werden bestimmte Punkte am Körper, unter anderem am Kopf, massiert. Das kann auch Regelschmerzen lindern.

Bei der Akupressur werden bestimmte Punkte am Körper, unter anderem am Kopf, massiert. Das kann auch Regelschmerzen lindern.

© absolutimages / stock.adobe.com

BERLIN. Akupressur ist geeignet, Schmerzen während der Periode zu lindern, haben Forscher der Charité – Universitätsmedizin Berlin herausgefunden. Dafür untersuchten sie 221 Frauen über einen Zeitraum von sechs Monaten, teilt die Charité mit.

Das Forscherteam habe herausfinden wollen, ob sich die Beschwerden bei 18- bis 34-jährigen Frauen mit starken Regelschmerzen durch die Selbstakupressur nachhaltiger reduzieren lassen als mit der alleinigen Normalversorgung, zum Beispiel mit Schmerztabletten oder hormonellen Kontrazeptiva, heißt es in der Mitteilung. Bei der Akupressur biete sich die Möglichkeit, sie selbst zu Hause zu unternehmen. Dabei werden die entsprechenden Punkte am Körper nicht wie bei der Akupunktur genadelt, sondern gedrückt beziehungsweise massiert.

Für die Studie seien die 221 Teilnehmerinnen zwei Studiengruppen zufällig zugeteilt worden: Beide Gruppen erhielten eine Studien-App inklusive einer kurzen Einweisung. Nur die Interventionsgruppe bekam eine App-Version, die die Selbstakupressur kurz vor und während der Menstruation anleitete (Am J Obstet Gynecol 2018; 218(2)227.e1-227.e9).

Warum die Smartphone-App? Der Vorteil darin sei besonders die bildhafte Darstellung, die genau zeige, welchen Punkt die Probandinnen für den gewünschten Heilungseffekt drücken müssen, sowie regelmäßige Erinnerungen. Darüber hinaus seien die gesamten Studiendaten über die App erhoben worden.

"Ursprünglich wollten wir nur eine Studie zu Selbsthilfeverfahren bei Regelschmerzen abhalten. Wir hatten aber betroffene Frauen schon bei der Planung mit einbezogen und diese haben sich eine App gewünscht", wird Studienleiterin Professorin Claudia Witt vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie in der Mitteilung zitiert. Die App habe den Probandinnen geholfen, eine einfache Selbstakupressur von drei Akupunkturpunkten zu unternehmen.

Nach drei Monaten in der Akupressurgruppe hätten 37 Prozent der Teilnehmerinnen eine fünfzigprozentige Schmerzreduktion erreicht. Nach sechs Monaten seien es mit 58 Prozent sogar mehr als die Hälfte gewesen. In der Kontrollgruppe waren es zu beiden Zeitpunkten rund fünfundzwanzig Prozent der Teilnehmerinnen. Zudem musste die Akupressurgruppe weniger Schmerzmedikamente einnehmen und berichtete insgesamt über eine geringere Schmerzintensität als die Kontrollgruppe.

"Wir waren erstaunt, dass nach sechs Monaten noch zwei Drittel der Teilnehmerinnen die Selbstakupressur weiterhin unternahmen. Bisher ist der medizinische Nutzen von Apps wenig untersucht und nur für einige von ihnen wurden überhaupt randomisierte kontrollierte Studien durchgeführt", so Dr. Daniel Pach vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie in der Mitteilung. Er ergänzt: "Wir konnten belegen, dass sich auch eine App gut in einer klinischen Studie untersuchen lässt. Allerdings mussten wir trotz unserer großen Erfahrung bei der Durchführung von klassischen Studien auch viel Neues dazulernen – was sehr spannend und erkenntnisreich für uns war."

Die App Luna sei für iOS gerade noch einmal inhaltlich und technisch aktualisiert worden. (eb)

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