Ultrakurze Telomere verschlimmern Arthrose

Die Länge und Häufigkeit ultrakurzer Telomere in Chondrozyten korreliert einer Studie zufolge signifikant mit dem Schweregrad einer Arthrose.

Veröffentlicht:

VEJLE (ner). Ultrakurze Telomere an den Chromosomen in Chondrozyten tragen offenbar wesentlich zur Arthroseprogredienz bei, berichten dänische Wissenschaftler (Arthritis Research & Therapy 2012, 14: R12, online first).

Je nachdem, wie groß die Belastung der Zellen mit ultrakurzen Telomeren ist und wie kurz die Chromosomen-Anhängsel im Mittel insgesamt sind, desto fortgeschrittener ist der lokale Alterungsprozess und desto schwerer ist die Arthrose.

Je älter ein Mensch wird, desto kürzer werden die Telomere, also jene nicht-kodierenden, repetitiven DNA-Sequenzen am Ende der Chromosomen, die eben jene Chromosomen stabilisieren sollen.

Ein ganz normaler Vorgang. Mit jeder Zellteilung verkürzen sie sich ein Stück, bis schließlich die Zelle sprichwörtlich "am Ende" ist, aufhört sich zu teilen und in das Stadium der Seneszenz übergeht.

"Seneszenz kann man am einfachsten als biologisches Altern erklären, ein Gelenkknorpel in der Seneszenz ist unfähig, sich selbst ausreichend zu regenerieren", so Dr. Maria Harbo von der Universität Süddänemark in Vejle.

Bei der Arthrose werde der normale Alterungsprozess mit allmählicher Verkürzung der Telomere überlagert von plötzlichen, ausgeprägten Telomer Verkürzungen, berichten Harbo und ihre Kollegen.

Zwei Prozesse bei Arthrose im Gange

Sie hatten bei drei Frauen im Alter zwischen 56 und 67 Jahren, denen wegen fortgeschrittener Gonarthrose Knietotalendoprothesen implantiert worden waren, die resezierten Knorpel-Knochenstücke gentechnologisch untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass die Telomere in jenen Chondrozyten am kürzesten waren, die sich am nächsten der Läsion befanden.

Die Länge und Häufigkeit ultrakurzer Telomere korrelierte signifikant mit der Arthroseschwere und dem Seneszenz-Stadium, das mit Markern bestimmt werden kann. Diese in-vivo-Befunde bestätigen Ergebnisse experimenteller Studien an Chondrozyten-Kulturen.

Harbo: "Die Telomer-Story zeigt uns, dass theoretisch zwei Prozesse bei Arthrose im Gange sind. Die altersbezogene Verkürzung der Telomere führt dazu, dass die Zellteilungsfähigkeit beeinträchtigt und so die Zell-Seneszenz angestoßen wird.

Und ultrakurze Telomere, wahrscheinlich verursacht durch Kompressionsstress, führen zur Seneszenz und dem Versagen der gelenk eigenen Reparaturmechanismen. Wir glauben, die zweite Situation ist die wichtigste bei Arthrose. Der zerstörte Knorpel verstärkt den mechanischen Stress im Gelenk und verursacht über einen Feedback-Mechanismus die Progression der Krankheit."

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Metaanalyse

Schützen Biologika bei Rheuma vor Demenz?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen