Ernährung

Ballaststoffe gegen arthrotische Knieschmerzen?

Wer reichlich Ballaststoffe zu sich nimmt, entwickelt seltener eine symptomatische Kniearthrose. US-Ärzte vermuten einen kausalen Zusammenhang.

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BOSTON. In Leitlinien wird zu ballaststoffreicher Ernährung geraten, weil sie das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten und Typ-2-Diabetes senken kann. Die präventive Wirkung wird vor allem mit zwei Mechanismen erklärt: Erstens steigern Ballaststoffe das Sättigungsgefühl, Kalorienzufuhr und Gewicht sinken. Zweitens sind Ballaststoffe Präbiotika, und bei der Vergärung im Darm wird das Mikrobiom so beeinflusst, dass Infektionen und Entzündungsprozesse zurückgehen. Da Übergewicht und Inflammation auch die Entstehung von Gonarthrose fördern, haben US-Forscher die Hypothese aufgestellt, dass der Verzehr von Ballaststoffen auch hier eine Schutzwirkung haben könnte.

Die retrospektive Analyse von zwei Studien mit insgesamt 5000 Patienten gibt ihnen zumindest teilweise recht (Ann Rheum Dis 2017; online 23. Mai). Ein hoher Ballaststoffkonsum war mit einer geringeren Inzidenz von symptomatischer Gonarthrose assoziiert. Er hatte jedoch keinen erkennbaren Einfluss auf das Risiko einer radiologisch nachweisbaren Gonarthrose. Ausgewertet wurden Daten von 4051 Teilnehmern der Osteoarthritis Initiative (OAI) und 971 Teilnehmern der Framingham Offspring Osteoarthritis Study. Zu Studienbeginn, bei dem Risikofaktoren oder eine manifeste Gonarthrose vorlagen, wurde die Ernährung dokumentiert. Danach wurde jährlich nach Gonarthrose-Symptomen gefragt und das Vorhandensein/Fortschreiten röntgenologisch bewertet.

In beiden Studien fand sich eine dosisabhängige inverse Korrelation zwischen Ballaststoffverzehr und symptomatischer Arthrose. In OAI lag das Risiko im Viertel mit der höchsten Zufuhr (Q4: 21,9 g/d) um 30 Prozent niedriger als im Viertel mit der geringsten Zufuhr (Q1: 9,1 g/d). In Framingham (Q4: 26,6 g/d vs. Q1: 14,1 g/d) betrug die Risikoreduktion 61 Prozent. Eine Verschlechterung von Knieschmerzen, nur in OAI untersucht, wurde in Q4 um 19 Prozent seltener angegeben als in Q1.

Nach dem Abgleich anderer Einflüsse wie Alter, Geschlecht, körperlicher Aktivität, Ernährung, NSAR-Gebrauch und BMI war die inverse Beziehung zwischen Ballaststoffzufuhr und symptomatischer Gonarthrose zwar deutlich schwächer, aber immer noch signifikant, wie die Forscher berichten. Sie vermuten, dass die Verdünnung des Effektes teilweise mit dem günstigen Einfluss der Ballaststoffe auf das Gewicht zu erklären ist. Im Gegensatz zu den Beschwerden war beim radiologisch beurteilten Schweregrad der Arthrose nach Kellgren-Lawrence weder in OAI noch in Framingham ein Zusammenhang mit dem Ballaststoffverzehr erkennbar.

Die Studienautoren von der Tufts University in Boston betonen trotzdem die "konsistente Assoziation zwischen Ballaststoffaufnahme und symptomatischer Gonarthrose in zwei Studienpopulationen". Sie wollen sogar einen radiologisch detektierbaren Effekt nicht ausschließen, der in den beiden Kohorten wegen "eines Bias möglicherweise nicht nachweisbar gewesen sei". Sie räumen jedoch ein, dass ihre Befunde einer Bestätigung durch weitere Studien bedürfen. (bs)

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