Zwischen Hörsaal und Luftalarm: Ärzte aus Sachsen erinnern sich
Ärzte im Alter zwischen 76 und 84 Jahren erinnerten sich auf Anregung des Seniorenausschusses der sächsischen Landesärztekammer, was sie zwischen Hörsaal, Luftalarm und Fronteinsätzen während ihrer ärztlichen Ausbildung im Zweiten Weltkrieg erlebt haben. Sie erzählen von Gefangenschaft, Kriegserlebnissen, Hunger und den Herausforderungen für junge Mediziner in den ersten Nachkriegsjahren.
Die nach so vielen Jahren erstaunlich präzisen - als wäre es gestern -, sehr sachlich geschriebenen Berichte hat die Ärztekammer in einem Band "Erlebnisse - Sächsische Ärzte in der Zeit von 1939 bis 1949" veröffentlicht.
Zu Kriegsbeginn waren zunächst nur noch fünf deutsche Universitäten, außer Berlin, Hamburg, München, Breslau auch Leipzig, geöffnet. Statt der üblichen Semester absolvierten die Medizinstudenten in konzentrierten Trimester-Perioden ihre Ausbildung. Semesterferien waren mit einem 10wöchigen Einsatz in Munitionsfabriken ausgefüllt, erzählt etwa die in Dresden geborene Dr. Elfriede Janke.
Als Assistentin im Krankenhaus in Freiberg sah sie von dort am 13. Februar 1945 den schweren Luftangriff auf Dresden, wo ihre Eltern lebten. Am folgenden Tag fuhr sie hin, lief ab Freital zu Fuß durch die brennende Stadt. Tief betroffen blickte sie durch die Häuserruinen, zwischen denen verkohlte Baumstämme zu sehen waren. Später erfuhr sie, daß dies Menschen gewesen waren, die sich aus den brennenden Häusern retten wollten und im brennenden Asphalt stecken geblieben waren.
Oder Dr. Gerhard Schreckenbach. Er schreibt, daß sein erstes Semester 1939 sehr interessant verlief und zum vorklinische Lehrplan auch Vererbungslehre und Rassenhygiene sowie Wehr- und Luftfahrtmedizin gehörte. Sein Studium mußte er bezahlen mit 200 bis 230 Reichsmark pro Trimester. (dür)
Der Band "Erlebnisse - Sächsische Ärzte in der Zeit von 1939 bis 1949" ist gegen eine Schutzgebühr von acht Euro plus Porto bei der Sächsischen Landesärztekammer erhältlich, Telefon: 03 51 / 826 73 51.