Wird bald der Abschied vom Objektträger eingeläutet?

BERLIN (gvg). Digitale Mikroskope könnten innerhalb der nächsten Jahre den Alltag von Pathologen erheblich verändern. Die Technik ist mittlerweile weit genug: Der traditionelle Histologie-Arbeitsplatz ist prinzipiell ersetzbar geworden. Doch Kosten und Zeitaufwand bleiben ein Problem.

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"Digitale Pathologie" hieß bisher, die Objektträger mit den Gewebematerialien auf einen herkömmlichen Scanner legen und damit elektronische Abbilder von mäßiger Qualität zu erzeugen, die für eine verläßliche Diagnostik am Monitor oft nicht ausreichten.

Das ist jetzt anders: Digitale Mikroskope mit integriertem, hochauflösendem Scanner können mittlerweile Bilder in höchster Qualität erzeugen. Der Pathologe kann mit ihnen am Monitor genau wie mit einem herkömmlichen Mikroskop arbeiten.

"Die neuen Geräte haben das Potential, unseren Beruf zu verändern. Sie bieten einen vollwertigen, histologischen Arbeitsplatz am Monitor", so der Gelsenkirchener Pathologe Professor Werner Schlake, Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Pathologen, auf dem 4. Bundeskongreß Pathologie in Berlin.

Die Vorteile: Die Archivierung von gläsernen Objektträgern würde überflüssig. Viele Gewebsanalysen, etwa die Bewertung von Zellkernen oder das Auszählen von Drüsenzellen, könnten automatisiert werden. Für Konsultationen oder klinische Konferenzen können außerdem Aufnahmen von Gewebeschnitten in höchster Qualität elektronisch versandt werden, statt die Objektträger wie bisher in Briefumschlägen zu versenden.

Doch die Geräte werden auf dem Markt nicht billig sein: Sie arbeiten mit 9 Megapixel-Monitoren und mit Prozessoren, die vier Gigabyte Hauptspeicher haben. Der größte Kostenfaktor allerdings ist der digitale Dauerspeicher: Etwa ein halbes Gigabyte wird pro Objektträger benötigt. "Die Kosten dafür sprengen im Moment noch jeden Rahmen", sagte Schlake.

Auch zu langsam seien die Geräte noch, so die Mehrheitsmeinung der in Berlin anwesenden Pathologen: Im Moment dauere ein Scan etwa fünf bis sieben Minuten, viel zu lang, um die gesamte Routinediagnostik in größeren Pathologien zu digitalisieren. Schlake erwartet daher, daß zunächst einige Teilgebiete der Histologie auf die digitale Erfassung umsteigen, etwa die Biopsie-Histologie.

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