Internet und Intranet lassen sich in der Praxis sauber trennen

BERLIN (gvg). Geht es nach den Forderungen von Datenschützern und nach den Vorschlägen in der Telematikrahmenarchitektur, dann sind Praxis-EDV und Internet-Zugang künftig räumlich voneinander zu trennen. Das heißt nicht automatisch, daß Ärzte die komplette Kommunikationsinfrastruktur doppelt kaufen müssen, wenn sie zum Beispiel von ihrer Praxis aus medzinische Seiten im Internet ansteuern wollen.

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Die Kommunikationsdienstleister und Internet-Provider für Heilberufler telemed hat beispielsweise einen Router entwickelt, der es möglich macht, Praxisrechner, die die Patientendaten tragen, mit einem medizinischen Intranet (Virtual Private Network, VPN) zu verbinden, während normalen Bürorechnern über die gleiche Telefonbuchse Zugang zum freien Netz gewährt wird.

Zwei Netzwerkkarten gibt’s in einem Gerät

Realisiert wird das bei dem tss Router genannten Gerät durch zwei getrennte Netzwerkkarten, die getrennte ISDN-Kanäle beziehungsweise DSL-Tunnel ansteuern. Anders als bei vielen anderen geschlossenen Netzen (Intranet), die mit Firewallsystemen arbeiten, durchlaufen die Daten dabei bereits innerhalb der Arztpraxis - beziehungsweise in den Datenleitungen diesseits des Einwahlknotens - vollkommen getrennte Hardware. Das erhöht nach Ansicht der Entwickler von telemed die Datensicherheit gegenüber Softwarelösungen wie einer Firewall.

Die Trennung der Hardware gilt auch beim Netzanbieter, wo die Patientendaten über einen anderen Server laufen als die Daten, die der im freien Internet surfende Arzt zum Beispiel bei einer Online-Auktion abschickt oder empfängt.

Verbands-Firmen haben ein Sicherheitskonzept vereinbart

Die physische Trennung heißt dabei nicht zwangsläufig, daß der Arzt nicht vom selben Arbeitsplatz aus ins freie Internet und in die Praxis-EDV beziehungsweise das Sicherheitsnetz gelangen kann. Ein Rechner allerdings, der - wie in einem Client-Server-Netz - selbst Patientendaten verarbeitet, sollte nicht für den Internetzugang benutzt werden.

Nach Angaben von telemed entspricht der tss Router der MedSecurity-Vereinbarung, die die im Verband der Arztpraxis-Software-Hersteller (VDAP) organisierten Unternehmen im November 2002 formuliert hatten. Sie läßt außer innermedizinischen Schnittstellen, etwa zu Labors, keine physische Verbindungen zwischen Praxis-EDV und Internet zu.

Das im bayerischen Disease-Management-Programm (DMP) eingesetzte Online-System KVB Safenet entspricht auch dieser Vereinbarung, arbeitet aber nicht mit einem gemeinsamen Router, so daß zwei Telefonbuchsen nötig sind, wie Benno Herrmann von telemed im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" erläuterte.

Telemed ermögliche Ärzten in Bayern die DMP-Daten online über das geschlossene Netz zu schicken und leite die Daten dann weiter an die Datenannahmestelle. So könnten die Ärzte diese Internet-Anwendungen nutzen, ohne mit dem Praxisrechner ins Web zu gehen.

Router kann gekauft, aber auch gemietet werden

Der tss Router kostet in der Mietvariante 49 Euro monatlich, alternativ einmalig 399 Euro und dann monatlich 15,90 Euro. Die Gebühren enthalten die Providerkosten für den normalen Internetzugang sowie 200 Freiminuten.

Geräte wie der tss Router könnten im künftigen, vernetzten Gesundheitswesen Teil des bIT4Health Connectors sein, der die Arztpraxen mit der Telematikinfrastruktur verbinden soll. Sie müßten dazu noch mit einer (noch nicht vorhandenen) Software aufgerüstet werden, die unter anderem Verschlüsselungsdienste zur Verfügung stellt.

Das letzte Wort in Sachen Verbindung zwischen Praxis-EDV und Internet ist noch nicht gesprochen. Das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik in St. Ingbert bei Saarbrücken hat kürzlich ein Schnittstellenkonzept vorgestellt, das es mittels doppelter Firewall und einem speziellen Exportschließfach auf einem gemeinsamen Server ermöglichen soll, Arztbriefe oder Befunde sicher aus einem VPN (Virtual Private Network) in eine Online-Akte zu exportieren (wir berichteten).



STICHWORT

Router

Ein Router ist ein Verbindungsrechner, der zwei Netzwerke verknüpft, also zum Beispiel die Praxisrechner mit dem Internet oder mit einem medizinischen Intranet. Aufgabe des Routers ist es, zu versendende Datenpakete an die jeweilige Zieladresse im Netzwerk zu lotsen (routen). Die Geräte werden immer dann benötigt, wenn man vorhat, von mehreren vernetzten Rechnern in der Praxis aus ins Internet beziehungsweise in ein medizinisches Intranet zu gelangen. In die Router wird in der Regel das zusätzlich erforderliche DSL-Modem beziehungsweise die ISDN-Karte integriert. (gvg)

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