Lebendig, positiv, farbintensiv - gekauft!

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:

Künstler, die als Patienten Erfahrungen in der Psychiatrie gesammelt haben, stellen ihre Werke derzeit in Hamburg aus. Am Samstag sind die Bilder im Atrium der Lilly Forschung auch für die Öffentlichkeit zu sehen.

Lebendig, positiv, farbintensiv - gekauft! Dr. Heinzpeter Moecke zögerte nicht lange, als er "sein" Bild im lichtdurchfluteten Atrium der Lilly Forschung in Hamburg gesehen hatte. Dem Ärztlichen Direktor der Asklepios Klinik Nord hatte es die lebendige und zugleich zerstörerisch wirkende Kraft des Werkes angetan.

In der Ausstellung von "KIK and friends - Kunst als Ausdruck der Seele" sind die Bilder vieler Künstler zu sehen. Manche von ihnen drücken mit ihren Bildern pure Lebensfreude aus, andere geben Einblick in düstere Stimmungen oder lassen vielschichtige Erfahrungen erahnen.

Die Exponate stammen von Künstlern, die als Patienten selbst Psychiatrieerfahrungen gesammelt haben. Die Gruppe Kunst im Krankenhaus (KIK) ist ein Projekt aus Moeckes Klinikum Nord.

Ziel der 1998 gegründeten Gruppe ist es, gesellschaftliche Vorurteile in der Öffentlichkeit abzubauen und damit einen Beitrag zur Entstigmatisierung psychisch kranker Menschen zu leisten. Mit der aktuellen Ausstellung ist das nach Meinung von Mit-Initiator Manfred Voepel vollauf gelungen: "Jeder Künstler zeichnet hier mit seinem echten Namen. Das zeigt, daß die Angst vor Vorurteilen abgenommen hat", sagte der Leiter des Sozialdienstes im Klinikum Nord der "Ärzte Zeitung".

Außer den insgesamt 15 KIK-Künstlern stellen auch drei befreundete Gruppen ihre Bilder aus:

  • "Die Maler": Eine Gruppe freier Künstler aus dem Gemeindepsychiatrischen Zentrum Einsbüttel, die sich regelmäßig treffen, experimentieren und sich austauschen.
  • "Nürnberg-Skopje": Ein gemeinnütziger Verein aus dem Nürnberger Klinikum, der mit Ausstellungen oder Videospots Ängste und Vorurteile gegenüber psychisch kranken Menschen abbauen will.
  • "PsychiARTrie": Ein weiterer gemeinnütziger Verein aus dem Klinikum Nürnberg, der die Bedingungen für Patienten und Therapeuten verbessern will und zugleich in der Öffentlichkeit für mehr Kunst in der Psychiatrie eintritt.

Auch Dr. Veikko Koivisto, Geschäftsführer der Lilly Forschung in Hamburg, zeigte sich bei der Vernissage angetan von den Bildern. Er betonte zur Eröffnung die Kreativität als gemeinsame Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit von Künstlern und Wissenschaftern. Sein Unternehmen unterstützt die Künstlergruppen schon seit einigen Jahren und stellt die Räume in der Hansestadt zum dritten Mal für eine Ausstellung zur Verfügung.

Moecke ermunterte bei der Vernissage auch andere Besucher zum Kauf der Bilder: "Man muß irgendwann mal den ersten Schritt wagen." Dazu wird am Samstag auch die breite Öffentlichkeit von 14 bis 17 Uhr im Atrium der Lilly Forschung (Essener Bogen 7, 22419 Hamburg) Gelegenheit haben.

Im Anschluß an die Ausstellung im Forschungszentrum werden die Bilder dann ab dem 13. Mai im Senator-Ernst-Weiß-Haus in Hamburg-Bramfeld zu sehen sein - wenn sie noch nicht verkauft sind. Bei der letzten Ausstellung wechselten immerhin elf Bilder den Besitzer.

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