Tuberkulose - "Feind des Menschengeschlechts"

KÖLN (kbr). Die Geschichte der Tuberkulose (TBC) ist alt. Bereits Hippokrates hat die Phthisis (griechisch für "Dahinschwinden") beschrieben. Erst Robert Koch brachte allerdings Licht ins Dunkel.

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Als Koch am 24. März 1882 in der Berliner Physiologischen Gesellschaft seinen Vortrag "Über Tuberkulose" hielt, erlebten die etwa 70 Teilnehmer, mit Kochs eigenen Worten, eine Sternstunde der Medizin "im Kampf gegen die kleinsten, aber gefährlichsten Feinde des Menschengeschlechts".

Seine Entdeckung des Mycobacterium tuberculosis schuf einen sicheren Identifikationsnachweis und ermöglichte, die vielgestaltigen Symptome und Verlaufsformen von vermeintlich verschiedenen Krankheiten wie Lungenschwindsucht, Lupus vulgaris, Pottscher Buckel oder Skrofulose einer einheitlichen Ursache zuzuordnen.

Die Geschichte der Tbc ist alt. Altägyptische Mumien verweisen auf das Vorkommen der chronisch verlaufenden Infektionskrankheit bereits in den Anfängen der menschlichen Zivilisation. Obwohl bereits Hippokrates die Phthisis differenziert beschrieb, tappte man ätiologisch und therapeutisch lange im Dunkeln.

Uneins darüber, ob die Krankheit vererbt oder kontagiös übertragen war, beschränkten sich die Therapieversuche seit der Antike vorwiegend auf die Linderung von Krankheitssymptomen. Außer Diäten, Ruhekuren und Klimawechseln kamen auch rituelle Praktiken zum Einsatz.

So hoffte man im Mittelalter, die Könige von England und Frankreich könnten durch Berühren der geschwollenen Halslymphknoten die Skrofulose heilen. Der selbst schwindsüchtige Arzt René-Théophile Laennec meinte hingegen resgnativ: "Phthisisch und zum Tode verurteilt sein ist identisch."

Im Zeitalter der Industrialisierung wurde die Tbc, begünstigt von Armut und mangelhafter Ernährung zur Volksseuche - in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts forderte sie im Deutschen Reich jährlich 100 000 Menschenleben. Verbesserte Lebensbedingungen, Antibiotikabehandlungen und Impfungen haben die Opferzahlen in Deutschland drastisch reduziert - im Gegensatz zu den Entwicklungsländern, in denen Koinfektionen mit HIV Probleme bereiten.

Auch das öffentliche Bild der Tuberkulose wandelt sich. Sie galt im 18. und 19. Jahrhundert als romantische Schwindsucht, Ende des 19. Jahrhunderts als Krankheit des Proletariats, als besiegte Krankheit in den 1970ern und gilt heute als Krankheit von Randgruppen.

Sie traf auch große Geister. In jungen Jahren raffte sie Musiker wie Frederic Chopin, Dichter wie Franz Kafka und Ärzte wie Albrecht von Graefe dahin. Thomas Mann machte das Davoser Sanatorium "Berghof" im "Zauberberg" zu einem Schauplatz der Weltliteratur.

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